Die Rheinradtour 1995
Gesamtstrecke | 1217 km
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Gesamt abgebaute Höhenmeter | 452 m
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Gesamte Fahrzeit (mit Pausen) | 117:30 h
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Gesamte Fahrzeit (ohne Pausen) | 58:09 h
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Durchschnittliche Strecke (13 Tage) | 93,62 km
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Durchschnittliche Strecke (11 Tage) | 110,64 km
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Durchschnittliche Fahrzeit (mit Pausen, 13 Tage) | 9:02 h
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Durchschnittliche Fahrzeit (mit Pausen, 11 Tage) | 10:40 h
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Durchschnittliche Fahrzeit (ohne Pausen, 13 Tage) | 4:28 h
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Durchschnittliche Fahrzeit (ohne Pausen, 11 Tage) | 5:17 h
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Maximalgeschwindigkeit | 36,35 km/h
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Durchschnittliche Abfahrt | 9:12 Uhr
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Durchschnittliche Ankunft | 18:56
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Durschnittlicher Durchschnitt m. Pausen | 10,36 km/h
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Durschnittlicher Durchschnitt o. Pausen | 20,93 km/h
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Wortzahl des Tagebuchs | 14695
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Bearbeitungszeit des Tagebuchs | 1303 Minuten
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Tag 1: Samstag, der 19.8.1995 - Rielasingen-Schwörstadt "Wer nicht
teeren kann, muß pflastern"
Tagesstrecke | 126 km
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Gesamtkilometer | 126 km
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Abfahrtszeit | 7:15 Uhr
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Ankunftszeit | 18:30 Uhr
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Zeit | 11:15 h
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Fahrzeit | 5:37 h
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Durchschnitt (mit Pausen) | 11,1 km/h
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Durchschnitt | 22,2 km/h
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Maximum | 50,0 km/h
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Notizen
Verfahren in Hemishofen Wir sind zu weit gefahren, dann in die falsche
Straße, aber dann richtig Alles Schotter order was? 3/4 der Wege
sind aus Dreck und Schotter hergestellt 1/5 ist Bundesstraße und
der Rest ist Fahrradweg Floß mit Besoffenen und Tauchern
Ereignisse
Trotz gegenteiliger Behauptungen haben wir es geschafft (und zwar
alle, inklusive Klöcki), uns nur mit einer Viertelstunde
Verspätung in Rielasingen am Pfannkuch zu treffen. Zur
offiziell-inkorrekten statisisch geplanten Erfassung und
Katalogisierung der Tour stellten wir noch, obgleich ohne Checkung der
Bedienung unserer Tachos) die selben mehr oder weniger genau ein. Und
dann fiel er (plumps) der Startschuß zur Rheinradtour
1995. Kaum, daß wir aber Rielasingen verlassen hatten, standen
wir auch schon wieder, denn schließlich was ist eine
Rheinradtour ohne Rheinradtour-Startfoto (Bild 1), das übrigens
genau an der selben Stelle geschossen wurde, wo wir das
Abschluß-Foto der eintägigen Bodenseeumrundung
gemacht haben. Und schon genau 3 km weiter verfuhren wir uns in guter
Tradition zum ersten Mal (das war in Hemishofen). Nach einem
Fehlversuch mit einer breiten, geteerten --- Sackgasse hatten wir aber
schon bald wieder den richtigen Weg unter den Rädern. Dummerweise
war jener Weg nicht von eben der Qualität, die man als "richtig"
bezeichnen könnte, denn - Alles Schotter oder was? - die
Schweizer scheinen bei Radwegen irgend etwas für Kiesel und
Schlaglöcher übrig zu haben. (Geschicklichkeits-Wettbewerb?)
Bis kurz vor Schaffhausen gurkten wir somit auf mies bis gar nicht
gepflasterten Wegen über Wurzelwerk, Stock, Stein etc.. An
Schaffhausen auf der Bundesstraße vorbei, wechselten wir bald
wieder auf den Radweg, den ein freundlicher Schweizer Baggerfahrer
soeben am Entfernen war. Freundlich nur darum, weil er uns noch
schnell vorbeigelassen hat.
Zum ersten Mal am Einkaufen waren wir dann bereits in Rheinau, bis
wohin wir ca. 2 Stunden gebraucht hatten. Wenig später lud uns
eine Bank an der Jestettener Grenze direkt am Rhein zu einer Pause
ein. Dirk erfand bei der Gelegenheit den
Plastikflaschenpulver-Mega-Iso-Einfülltrichter. Erste Tests
bewiesen die Notwendigkeit eines richtigen Trichters. Der nette
Zöllner von nebenan half uns dabei, unseren Müll sachgerecht
zu entsorgen. Für unsere Unterhaltung sorgten indes am
gegenüberliegenden Rheinufer einige vermutlich zu diesem
Zeitpunkt schon leicht (hochprozentig) erheiterte Floßbauer und
ein paar Taucher. Das Floß bestand aus Gummischläuchen, die
durch Nägel mit ein paar Brettern notdürftig
zusammenengehalten wurden. Daß darauf auch noch 3 Bierbänke
und einige Kästen Hopfenkaltschale (für den
Nicht-Naturwissenschaftler: Bölkstoff) Platz fandenn, war
verwunderlich genug, aber daß die 7 Besoffenen auch noch
draufstiegen, veranlaßte uns zur Sorge... daß sie zu bald
absaufen würden, und wir nichts mehr zu lachen hätten, denn
das Floß drohte mitsamt den Passagieren
zusammenzuklappen. Nachdem aber das Floß ohne Katastrophe
(SCHAADE!) außer Sichtweite geraten war, fuhren auch wir weiter.
Es folgte eine todlangweilige Fahrt auf der Bundesstraße bis
nach Hohentengen, wo wir den gegebenen Zeitpunkt (es war bereits kurz
vor Ladenschluß, weil Samstag) zu ausgiebigen Einkäufen
nutzten. Weiter ging der Weg bis Waldshut, wo wir, kaum am Bahnhof
angekommen, den Totalabsturz erlitten. Andi hatte die mieseste
Kondition (lag selbstredend nur an den Antibiotika :-) Von
jenem Absturz erholten wir uns in einem Café in der Waldshuter
Innenstadt. Aus einer Bäckerei nebenan nahmen wir noch
Gebäck für die nächste Pause mit, die wir auch kurz
nach Waldshut auch zelibrierten, wobei uns der Regen
überraschte. Eine nahegelegene Dreifachgarage bot uns Schutz vor
dem größten Naß. Eine von den besagten Garagen wurde
während des Regens von ihrem Besitzer heimgesucht. Nicht die, vor
der Andi stand, nicht die vor der Dirk stand, welche wohl? --- Grummel
--- Weiterhin unterwegs folgten wir brav dem ausgeschilderten Radweg,
der uns teils über ultrasteile Berge, dann wieder über
weniger steile, dafür kürzere Gefälle (kann das sein,
mehr hoch als runter?) jagte. Außerdem entdeckten wir die
grundlegenden Gesetze des Straßenbaus, die wir noch bis nach
Holland anwenden konnten. 1. Gesetz: "Wer nicht teeren kann muß
pflastern." 2. Gesetz "Wer nicht pflastern kann, muß schottern."
Entdecktergeist macht durstig, und so baten wir einen vor einer Garage
arbeitenden Mann, unsere Trinkflaschen mit Wasser zu
befüllen. Der erzählte uns noch den einen oder anderen
fröhlichen Schwank aus seinem und seiner Freunde Leben,
entließ uns aber schließlcih doch widerwillig in die
Freiheit. (Nee, er war schon ganz nett, aber halt ein bißchen
gesprächig...)
In Bad Säckingen begegneten wir noch einem bescheuerten Ehepaar
(er zu schnell, sie zu lahm, und wir noch schneller, zu des Mannes
Leidwesen (und deshalb auch zu dem der Frau) (????)) Letzlich
beschlossen wir, wenige Kilometer vor unserem gesetzten Etappenziel
Rheinfelden, in Schwörstadt hinter einer ellenlangen
Schrebergartenkolonie zwischen zwei Nußbäumen unser Zelt
aufzuschlagen. (Bild 2) Vor dem Abendbrot mußten wir (Dirk und
Klöcki) noch schnell Andis Klickschuhe ausprobieren. (WOOOW!)
Sodann verzehrten wir, von nur einem Auto gestört, auf dem
Feldweg unser fürstliches Mahl, bestehend aus (von uns
zermanschten) gefüllten Paprika sowie der obligatorischen
Bohnensuppe. (Bild 3) Zum Abschluß gingen wir noch einen trinken
und telefonieren, woraufhin wir geschafft in die Schlafsäcke
fielen. ANAGUT. TRINKEMEREINER. Es war 23:00 h.
Tag 2: Sonntag, der 20.8.1995 - Schwörstadt-Breisach
"Das große Labor"
Tagesstrecke | 94 km
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Gesamtkilometer | 220 km
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Abfahrtszeit | 10:00 Uhr
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Ankunftszeit | 20:45 Uhr
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Zeit | 10:45 h
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Fahrzeit | 4:23 h
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Durchschnitt (mit Pausen) | 8,8 km/h
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Durchschnitt | 21,4 km/h
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Maximum | 36,2 km/h
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Notizen
Frühstück bei McDo Croissant und Hamburger und
BigMäc
Lahmarschig: Die ersten 50 km in 7 1/2 Stunden Die erste Speiche
reißt (bei Andi ) Big Pause auf Gehweg in Basel (Tankstelle
Sprite) Auf deutscher Seite 1 km weiter nächsten 2 Stunden Pause
bei Toys'R'Us mitten auf dem Weg bei Regen liegen und Walkman
hören. Weiter: beinah hätten wir die Autobahn
erwischt. Naja, dann eben nicht.
Wie auf dem Hubertusdamm. Bis zum ersten Rastplatz, doch da wieder 2
Stunden Pause.. Ein Platzregen, aber kein Problem, Regenzeug
griffbereit Flaschenfost Hip-Hop, dann Aufbrechen oder doch nicht?
Nein, doch HUNGER. Also 3 MaggiPastaSnack und 3/4 Liter Wasser und
Essen!
Ereignisse
Es war bereits 9:00 Uhr, als wir am Sonntagmorgen
aufstanden. Zunächst betrieben eifrig Körperpflege
(u.a. Zähneputzen mit Sprudel, Merken, daß der Kulturbeutel
vom Deo geflutet wurde...), dann brachen wir ohne weitere Hindernisse
auf. Ein großer Berg rief! (Das wäre uns egal gewesen.)
Aber wir mußten den Berg, der da auf unserem Fahrradweg lag,
halt hoch, so früh am morgen, so ausgeschlafen wie wir
waren. Schließlich wartete das Rheinfeldener McDo mit vielerlei
Köstlichkeiten, u.a. McCroissant, BigMäc, Apfel- und
Kirschtaschen und warmem Kakao auf uns! Das ließen wir uns nicht
zweimal sagen, und folgten (trotz Berg) den Wegweisern ins
Rheinfeldener Industriegebiet. Auf dem Parkplatz des McDonald's
vertilgten wir dann unglaubliche Mengen an Kalorien, die uns nach
einer Stunde dann den Aufbruch erheblich erschwerten. Über
Grenzach-Wyhlen, wo Dirk sich von wegen Opa/Oma ganz toolll auskannte,
kamen wir schließlich nach Basel hinein, wo wir nach einiger
Zeit und unserem Stadtplan immerhin den Weg nach Norden fanden. (Andi
meint, ihn hätte ein großer grüner Bus dort beinahe
zerquetscht.) Am (hoffentlich richtigen) Stadtausgang in Richtung Weil
am Rhein lud uns eine Tankstelle zur halbstündigen Rast ein, wo
wir uns auf dem Gehsteig an Getränken und Süßigkeiten
labten. Und bereits einen ganzen Kilometer weiter überraschte ein
plötzlicher Platzregen, also wählten wir zur erneuten Rast
eine Stelle unter dem Vordach des Spielwarengroßmarktes
Toys'R'Us. (Wie spricht man das? Tois-Russ? Tois-R-Uss? Eine schlaue
Angestellte derselben Firma in Bad Dürrheim wußte uns ein
halbes Jahr später zu berichten, das hieße Toys-Are-Us,
also Spielzeuge-Das-Sind-Wir oder so ähnlich.) (Bild 4) Dort
legten wir uns kurzerhand auf den Boden. Da es nach einem
längeren Regenguß aussah, packte Klöcki seinen Walkman
aus, der uns alle mit Tekkno unterhielt. Doch auch das schönste
Pißwetter hat einmal ein Ende, und so begaben wir uns wieder auf
große Fahrt, die zunächst auf der Autobahn endete
Uh-oh. Falscher Weg. Ein anderer Weg führte uns direkt in den
Wald, direkt auf den Feldweg, direkt ins Schwimmbad. (Huch - wo sind
wir hier?) Von dort aus kamen wir auf einen Weg, den wir bis Breisach
verlassen sollten. Er glich von der Streckenführung her einer
Autobahn - komisch, so eine lief ja auch direkt nebenher. Und wenn der
Radweg eine Autobahn war, dann waren wir die Porsches und Feraris, die
alle anderen überholten. (Eigenlob --- Mief ---) Und mit genau
dem Selbstbewußtsein, der Geschwindigkeit und dem Überblick
fuhren wir einen kleinen Berg hinunter, einige Passanten um und direkt
ins Wasser. (An sich gehört so ein Wasserloch doch nicht auf
einen Radweg? Oder? Lustig, aber nicht zu ändern.) Weiter ging's,
wie gesagt, immer geradeaus. Alle 5 Rheinkilometer ab dort befand sich
immer eine größere Rampe, von der aus man bis in den
Altenrhein hinein laufen konnte. Eine davon, nach 20 Kilometern,
nutzten wir zu einer ausgedehnten Pause mit
Füße-Ins-Wasser-Hängen-Lassen, Trinken und
Rumsitzen. Das Kartenstudium ergab, daß der Europa-Park zu Rust
nur wenig e Kilometer von unserem Rastplatz entfernt sei. Wir
diskutierten, ob wir dort einen Tag Pause machen sollten (und wie wir
dort unser Gepäck unterkriegen sollten). Doch die Vernunft
ergriff langsam wieder Besitz von uns - wir mußten erstmal was
essen, auf den Schreck. Nachdem wir 3 Maggi-Pasta-Snacks vertilgt
hatten, sahen wir uns einem ziemlichen Berg Müll gegenüber
(Bild 5), den wir ökologie-gewissensneutral entsorgten. (d.h. auf
den Gepäckträger klemmen und warten, bis er weg ist.)
Während wir zusammenpackten, merkten wir, daß die, die
vorher noch dort spazieren gegangen waren, plötzlich das Weite
suchten - kein Wunder. Wenige Sekunden später belehrte uns ein
erneuter Platzregen größeren Ausmaßes, warum es
ratsam ist, Regenzeug griffbereit zu haben. Nach dem Regen suchten
dann auch wir das Weite auf dem inzwischen zur Schlammgrube mutierten
Radweg. Ein süßlich duftender Nebel und kühle Luft
begleitete unsere weitere monotone Fahrt. So monoton war sie,
daß wir mutmaßten, bereits mehrmals im Kreis gefahren zu
sein. Wie das möglich sein könnte, beschäftigte uns bis
Breisach. Entweder, so dachten wir, seien wir auf einer Insel
gelandet, oder, wahrscheinlicher, ein verrücktgewordener
Wissenschaftler (Sorry - derName ist uns entfallen) hält uns wie
die Ratten in seinem Labor, und wir radeln nur auf Heimtrainern durch
eine computergenerierte 3D-Welt. Die Indizien häuften sich. Auf
dem Rhein hatte man bereits Überwachungsbojen für uns
aufgestellt. Wir meisterten unsere Prüfungen wie plötzlich
auftauchende Mückenschwärme, die sich für
Computerberechnungen relativ real anfühlten, mit Bravour. Eine
weitere ausgedehnte Pinkelpause (Grüße in diesem
Zusammenhang an den untergegangenen Schaumberg, an die Flaschenpost,
an die Steinen und an das Wettrennen, sowie an eine physikalisch
talentierte Cola-Flasche.) Ohne Gnade fuhren wir weiter,
schließlich wollten wir noch an dem selben Tage Breisach
erreichen. Andi identifizierte eine Brücke, die sich in der Ferne
über dem Rhein abzuzeichnen begann, als ein Anzeichen von
Zivilisation, Breisach nämlich. Und tatsächlich, es war
Breisach. Wir fanden den Zeltplatz, von dem Andi uns erzählt
hatte, auf Anhieb und stellten im erneut einsetzenden Regen das Zelt
auf und kochten uns auf einem Gullideckel eine Eier- und
Mehlspeisen. (hört sich ekliger an, als es ist). Sodann fuhren
wir (es war 22.00 Uhr) noch in die Stadt, riefen Mami und Papi an, und
gingen griechisch essen (Eigentlich sollte es ja eine Pizza werden,
aber der Grieche war das einzige Lokal, das um die Zeit noch etwas zu
essen anbot, wenn auch nicht viel, denn der Betrieb sollte bereits am
folgenden Tag in Urlaub gehen, und dementsprechend umfangreich waren
Vorrat und demzufolge die Speisekarte (Bifteki, Bifteki oder Bifteki?
- Da fällt die Wahl schwer.)). An einer Tankstelle organisierten
wir noch Trinkbares und (Tzatziki-)Chips, dann verzogen wir uns ins
Zelt, wobei noch erwähnt werden muß, daß Andi etwas
zu viel Ouzo erwischt hatte, denn er mußte beweisen, auf wie
viele verschiedene Arten man mit Klickschuhen vom Fahrrad absteigen
kann (Klatschbumm). Zu den Chips übrigens noch das beliebte
Volkslied:
"Ch - Ch - Ch - Chips und Snacks - den Rittern wird's schlecht..."
Daraufhin verzogen wir uns ins Zelt, es war um Mitternacht.
Tag 3: Montag, der 21.8.1995 - Breisach- Kehl
"Nie wieder Frankreich!"
Tagesstrecke | 90 km
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Gesamtkilometer | 310 km
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Abfahrtszeit | 10:00 Uhr
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Ankunftszeit | 18:58 Uhr
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Zeit | 8:58 h
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Fahrzeit | 4:15 h
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Durchschnitt (mit Pausen) | 10,1 km/h
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Durchschnitt | 21,1 km/h
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Maximum | 32,0 km/h
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Notizen
Langes Essen und Scheißen, ging erst um 12:30 richtig
los. Schleuse. Auf nach Frankreich! Aber was war das? Eine halbe
Autobahn, nur Straße ohne Abzweigungen, ohne Autos und wenn dann
nur mit deren
Höchstgeschwindigkeit. Milchschnittenmotsch. Einkauf in
Rhinau. Immer weiter, kurz vor Straßburg wurde die Straße
langsam, aber unaufhaltsam breiter und endete als ausgewachsene
Autobahn. Uff, schnell runter, und eine andere Straße, nach
einigen Kilometern fuhr ein Mofafahrer vor uns, der seinen Helm nicht
mal richtig an hatte. Er schaute nach seinem Motor und wieder nach
vorn, sah das Hindernis, sah wieder nach hinten, kurz wieder nach vorn
und fuhr genau auf das Hindernis und es schlug ihn hin. Wir liehen ihm
unser Werkzeug und das Desinfektionsspray. (Der muß wohl
bläd in der Birne sein!) Danach zeigte er uns den Weg und wir
fuhren wieder auf einer halben Autobahn ab in eine Seitenstraße,
wo wir nicht mehr sicher waren, ob diese überhaupt irgendwohin
führte. Klöcki ging's zwar gar nicht mehr um den richtigen
oder um den falschen Weg, der eigentlich viel wichtiger gewesen
wäre, sondern um seine Orientierung und die Lage des Rheins. Doch
die Straße war richtig und wir kamen nach Kehl. Dort nahmen wir
gleich den Compingplatz, duschten, aßen ein Eis und schliefen.
Ereignisse
Nachdem wir am nahegelegenen Fluß das Geschirr gewaschen und
unsere Zähne geputzt hatten, verließen wir relativ direkt
unseren Zeltplatz (Bild 6). Andi besichtigte noch den ihm so vertraut
gewordenen Schulhof (Bild 7) und ab ging's zum Bäcker. Wir
schafften es bis zu einer Parkbank am Rhein, tafelten
genüßlich und mußten dann das tun, was jeder
mindestens einmal täglich tun muß - nur Dirk nicht. Nachdem
die Stadtbücherei zu war, erkundigten wir uns bei der
Tourist-Info, die uns ein öffentliches Klo zuwies, an dem wir
bereits mindestens zweimal vorbeigelaufen waren, wo wir uns um mehrere
Pfunde erleichterten. (Daß es sich bei der besagten
Bedürfnisanstalt offensichtlich um den Treffpunkt der
örtlichen Schwuchtel-Szene handelte, war uns eigentlich
WURST. (lang, braun) ) Dirk, der inzwischen auf unserer
Parkbank pennte, jedoch (nach eigenen Angaben) Klöcki am Schritt
erkannte (Lauf ich wirklich so laut?). Von dort aus machten wir uns
auf den Weg nach Marckolsheim, wo wir bei einem Wasserkraftwerk,
dessen Schleuse wir 20 Minuten lang bewunderten, den Rhein in Richtung
Frankreich überquerten. (Juhu grüne Grenze!) Direkt von der
Grenzstraße gelangten wir auf ein
landstraßenähnliches Gebilde, auf dem uns eine ganze Menge
Laster mit Höchstgeschwindigkeit (bis zu schätzungsweise 130
Sachen oder so) überholten (nein, nicht überrollten!), wobei
uns die Fahrer immer verständnisvoll-mitleidig
grüßten. Wir fuhren vorbei an einem Platz, wo sich die
gesamte Autoproduktion Frankreichs zusammenzufinden schien. (Bild 8)
Die Straße, auf der wir fuhren, führte schließlich in
einen Wald, und ging dort immer geradeaus (Das große Labor, Teil
2). Wir unterhielten uns in einer Pause damit, daß wir
herausfanden, wie Milchschnitte aussieht, wenn sie warm wird und total
zermatscht ist. (Klöcki: Schmeckt aber immer noch gleich! - So
ein Freßsack...) Die Pausen machten wir an jenem Tage immer nur
sehr zivilisiert, maximal 10 Minuten bis zu einer halben Stunde. Das
half jedoch nicht dagegen, daß uns nach unserem
MilchschnittenMatsch ein erneuter Regenguß
überraschte. Wir packten unser Gepäck in Plastiksäcke,
was wir von jenem Tag an jeden Morgen taten. Zudem zogen wir T-Shirt,
Käppi und alles, was sonst an Kleidung noch nicht unbedingt
notwendig war, aus und warfen es zu dem Gepäck in die
Säcke. (Brr... kalt war das...) Später zogen wir uns jedoch
wieder an und ließen uns von Andi vom Sinn eines Regencapes
überzeugen. In Rhinau gingen wir in einen Laden und kauften
für den Abend in einem popligen französischen
Coop-Geschäft ein. Diszipliniert wie immer (ähem) fuhren wir
die Landstraße, die teilweise am Rhein vorbeiging, entlang. Mit
einem Mal jedoch wurde das ehemals beschauliche
Landsträßchen zu einer wirklichen Autobahn (zweispurig, mit
Ausfahrten und allem, was dazugehört.), die wir in panischer Hast
verließen. (Warum gucken denn die ganzen Autofahrer so
freundlich?) Nach einem Waldstück fuhr ein Mofafahrer auf der
mittlerweile abermals zweispurigen Straße vor uns, der sich mehr
um seinen Motor als um den Straßenverlauf zu sorgen schien. Er
schaute nach seinem Töff nach unten, dann nach vorne, sah den
Bordstein, schaute schnell wieder nach unten und genauso schnell
wieder nach unten, und stieg völlig unerwartet in voller Fahrt
vom Motorrad ab. (Der muß wohl blöd in der Birne sein?)
Freundlich, wie wir nun mal sind, liehen wir ihm Desinfektionsspray,
Pflaster und Werkzeug, mit dem er an seinem Motorrad herumschraubte,
vortäuschend, er wisse, was er tue, doch seine Unkenntnis verriet
sich darin, daß er die wichtigeren Schrauben (z.B. die der
Lenkstange, die sich ohne Beeinflussung der Fahrtrichtung in alle
Himmelsrichtungen verformen ließ ) unangezogen
ließ. Zumindest konnte er so viel französisch, daß
Klöcki ihn verstand (öh- eigentlich umgekehrt) und ihm
verklickern konnte, wer wir waren, woher wir kamen und wohin wir
wollten. Er schaute jedoch etwas ungläubig, woraufhin Klöcki
erhebliche Selbstzweifel, bzw. Zweifel an seinem Franz befielen... Als
Gegenleistung zeigte uns Mr. Megablicker den weiteren Weg. So sehr,
wie wir seinen technischen Kenntnissen vertrauten, vertrauten wir
seiner Orientierung, und so probierten wir die Gegenrichtung
aus. Schade nur, daß er in diesem Fall Recht behalten
sollte. Wir mußt en umdrehen. Auf einer Brücke hielten wir
an, um unseren momentanen Standort zu herauszufinden, was uns
gründlich mißlang. Dirk und Andi meinten, der richtige Weg
sei als nächstes wichtig, Klöcki dagegen sorgte sich dagegen
nur um seine Orientierung. (womit auch er den richtigen Weg gefunden
hätte). Da wir aber in beiden Fällen versagten, fuhren wir
einfach geradeaus durch ein Industriegebiet, und siehe da, die Kehler
Europabrücke lud uns zur Rheinüberquerung ein. NIE WIEDER
FRANKREICH! JUHU! (Moment... 1996 wollen wir nach Spanien - Seltsam
...) Wir entschieden uns, in Kehl sofort den Schildern zum Zeltplatz
zu folgen, wo wir duschten, zu Abend aßen, noch drei
Banana-Split dem Erdboden gleich machten und schließlich
zufrieden einschliefen.
Tag 4: Dienstag, der 22.8.1995 - Kehl-Greffern
"Leistung, Leistung, Leistung!"
Tagesstrecke | 50 km
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Gesamtkilometer | 360 km
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Abfahrtszeit | 11:30 Uhr
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Ankunftszeit | 19:10 Uhr
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Zeit | 7:40 h
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Fahrzeit | 2:32 h
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Durchschnitt (mit Pausen) | 7,0 km/h
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Durchschnitt | 22,4 km/h
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Maximum | 32,7 km/h
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Notizen
Kalt geduscht, Kiosk zu. Dirk geschissen. Lidl Essen. In Kehl
erst Mal in eine Sackgasse 2 km hin und zurück (jeweils). Und
dann über tausend Kreuzungen und an hundert Autobahnauffahrten
vorbei. Einige Suche nach Frühstücksplatz. Nach 17
Kilometern in Leutheim am Brunnen Essen (nach 1/3 der Strecke) Dann im
Schatten Traubenkernweitspucken.
Dann plötzlich und wieder
eine Speiche (insgesamt 4) weg. Aber was war das? Das war ja schon die
vierte! Und das beinahe an der gleichen Stelle. => 8er! Nix mehr
Fahren! Dirk lädt sein Fahrrad ab und Andi fährt mit seiner
Hinterradfelge und Dirks Fahrrad nach Freistett: Dort an einer
Tankstelle mit Fahrradwerkstatt lief alles wie geschmiert. Er durfte
das Werkzeug benutzen und ein Opi für Fahrradfahrer (!)
zentrierte mir die ganze Sache. Und dann mußte ich für 6
Speichen und das Zentrieren 8,- DM. (Wo ist das Verb?)
Ereignisse
Als erstes nach dem Aufstehen gönnten wir uns eine kalte
Dusche, wonach wir uns ein Frühstück am dem Campingplatz
angegliederten Kiosk besorgen wollten, der jedoch freundlicherweise
Brötchen nur auf Vorbestellung und ansonsten geschlossen
hatte. Das veranlaßte uns dazu, den ungastlichen Ort in Richtung
Innenstadt zu verlassen, wo wir uns in einem Gewirr von
Fußgängerzonen zunächst bei einem Bäcker und
schließlich bei einem LIDL-Laden wiederfanden, deren Angebote
(u.a. ein Pfund Trauben) wir nicht ungenutzt vorüberziehen
ließen. Voll bepackt machten wir uns wieder auf in Richtung
Holland. Zumindest in RIchtung Holland, jedoch zu spät kam unsere
Einsicht, daß auch Sackgassen eine (vielleicht durchaus
richtige) Richtung haben können. Die von uns gefundene
Straße am Rheinufer mit direktem Blick auf die Industrie
führte zwar nordwärts, endete aber unvermutet am Ende der
Hafenanlagen, was uns Gelegenheit gab, auf den 2 km südwärts
über den Sinn und Unsinn von Landkarten
nachzudenken. Schließlich und endlich irrten wir durch ein
Gewirr an Kanälen, (Autobahn-)Brücken, Auffahrten,
Abfahrten, Kreuzungen usw. usf. in irgendeine Richtung, die sich
letztlich als die richtige erwies. Nachdem wir an ein paar kleinen
Käffern vorbeigefahren waren, lud uns der mit Brunnen
bestückte Leutheimer Dorfplatz zum in diesem Falle wohlverdienten
Frühstück. Wir verputzten unglaubliche Mengen an Kalorien in
Form von süßen Stückchen, Joghurts, geschmolzenen
Toffifee (wie schreibt man das?) und Trauben. So viel, daß wir
danach nur noch faul am Straßenrand liegen konnten und
Traubenkerne spuckenderweise himmel- und brunnenwärts zu
befördern. Auch ein vorbeifahrender Wagen der örtlichen
Straßenreinigung hinderte uns nicht an der weiteren
Verschmutzung des Dorfbildes.
Was oben reingeht, will auch
irgendwo wieder raus, so mußten Andi und Klöcki nach dieser
ewigen und üppigen Freßorgie schlicht kacken. Die Felder
hinter dem Dorf erwiesen sich zu diesem braunen Zwecke jedoch als
ungeeignet. Also ließen wir von unserem Vorhaben ab und fuhren
auf dem Rheindamm weiter,
bis plötzlich Andi unsere Fahrt
mit einem jähen "HALT!" beendete. Bereits die vierte Speiche
hatte sich aus seinem Hinterrad verabschiedet, und eine Weiterfahrt
wurde unmöglich. Andi machte sich mit Dirks flugs entladenem Rad
auf den Weg in Richtung Freistett, wo er mit Hilfe eines
oppositionellen Opis für Radfahrer an einer Tankstelle,
die praktischerweise ein Fahrradgeschäft integriert hatte, seine
mitgenommene hintere Felge in einen fahrtüchtigen Zustand
zurückversetzen durfte. Währendher beschäftigten sich
Dirk und Klöcki an der Schiffswerft am Rheindamm, wo Andis
Speiche gerissen war, u.a. mit Walkmanhören,
Über-Den-Miesen-Radioempfang-Spekulieren und
Löcher-In-Die-Luft-Gucken. (Bild 9) Als Andi zurückgekommen
war (Bild 10), wurde sein Fahrrad schnell wieder zusammengebaut, das
Gepäck wieder aufgesattelt und wir fuhren weiter. In Helmlingen
machten wir uns einen riesigen EDEKA-Markt zunutze und kauften
wiederum Massen ein. Natürlich durften unsere in Breisach
liebgewonnen Tsatziki-Chips nicht fehlen. Noch vor dem Supermarkt
verspeisten wir die Hälfte des Eingekauften. Dann überlegten
wir, wie weit wir nach dem so frustrierend kurzen bisher
zurückgelegten Weg noch fahren sollten, zumal es bereits 18:00
war, als wir den Markt verließen. Wir kamen zu dem Schluß,
an diesem Tag nur noch wenige Kilometer zu fahren, dafür aber am
nächsten Tag früh aufzustehen und die Schande von heute
wieder wettzumachen.
Als wir schließlich in Greffern auf
einer sehr großen Wiese unser Zelt aufschlugen (Bild 11), hatten
wir insgesamt peinliche 50 Kilometer zurückgelegt. Nicht
destotrotz bauten wir unser Zelt und widmeten uns von da an nur noch
dem Essen, bzw. seiner Zubereitung. (Toffifee, Pasta Snack,
Pfirsiche). Während dieser feierlichen Prozedur bemerkte
Klöcki, daß er im Prinzip seit dem Morgen seinen Brauni
immer noch nicht losgeworden war, und rannte schnurstracks mit dem
Klopapier zu einem etwas weiter entfernten Baum, den er mit seiner
Wurst und viel Klopapier kunstvoll verschönerte. (PUUH - War das
ein Gestank...) Nachdem wir mit dem Essen fertig waren (Bild 12) und
uns eine Familie mit Kindern mittels verwunderten Blicken mitgeteilt
hatte, wie kultiviert unser Eßstil war, gab auch Andi dem
heftigen Drängen seines Schließmuskels nach (Bild 13
entstand seinerseits unvorbereitet während der Verrichtung). Nach
einer (rein subjektiv) unheimlich gebildeten KONVERSATION
über die physikalischen Zusammenhänge des Weltalls begaben
wir uns mit unserer heutigen Leistung etwas unzufrieden mit unserer
Chipstüte gegen 23.00 Uhr in die Kojen.
Tag 5: Mittwoch, der 23.8.1995 - Greffern-Waldsee "(V)erfahrung"
Tagesstrecke | 130 km
|
Gesamtkilometer | 490 km
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Abfahrtszeit | 9:00 Uhr
|
Ankunftszeit | 19:46 Uhr
|
Zeit | 10:46 h
|
Fahrzeit | 5:48 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 12,3 km/h
|
Durchschnitt | 22,4 km/h
|
Maximum | 40,0 km/h
|
davon vor dem Frühstück:
Tagesstrecke | 35 km
|
Gesamtkilometer | 395 km
|
Abfahrtszeit | 9:00 Uhr
|
Ankunftszeit | 10:35 Uhr
|
Zeit | 1:35 h
|
Fahrzeit | 1:24 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 22,1 km/h
|
Durchschnitt | 25,0 km/h
|
Maximum | 32,0 km/h
|
Notizen
Am Morgen gemerkt, vor Campingplatz gezeltet. Abgefahren, Topf
gewaschen am Rhein - Frühstück, Typ getroffen (Profi),
Stadtverkehr Karlsruhe ÄTZ. Schlecker= geile
Verkäuferin. Phillipsburg= Atomkraftwerk TOTO / LOTTO Speyer,
Kaufhof GAS, In Putt in Park, Weiter bis Greffern(?) Verfahren im
Koller. KL frustriert. VE/WÄ -3 Ratsch, dann Rad zentriert bis
1/2 4. Geschlafen bis 1/2 8. Klöcki geschnarcht.
Ereignisse
Nachdem wir aufgestanden waren, entdeckten wir, daß nur 100
Meter von unserer zum Zelten mißbrauchten großen Wiese ein
Campingplatz lag. Hochmotiviert, wie wir von der Pleite von gestern
waren, fuhren wir bereits um 9.00 Uhr früh los. Wir fuhren
zunächst ein ganzes Stück den Rhein entlang, wo wir an einem
Badezugang unter staunenden Blicken von Passanten unseren Topf
reinigten. Bereits vor dem Frühstück trieb uns unsere
Motivation bis Au am Rhein, das waren sage & schreibe 35 km! Dort
lud uns ein Bäckerladen zum Frühstück. Wir saßen
im Schatten und vertilgten Blutorangensaft und Obst sowie
süße Stückchen und Joghurt, jedoch in weitaus
geringerem Umfang als gestern, als ein weiterer Vertreter unserer
Zunft, allem Anschein nach ein Profi, danach trachtete, unser
Kartenmaterial zu begutachten. Nebenher eröffnete er uns,
daß er soeben über die Alpen gefahren sei und für den
heutigen Tag noch mindestens 200 km eingeplant habe, was ihm ein paar
staunende Blicke unsererseits einhandelte. Kurz nachdem sich jener
seltsame Zeitgenosse verabschiedet hatte, machten auch wir uns auf
unseren weiteren Weg. Dieser führte uns leider Gottes mitten
durch Karlsruhe mit seinem arg inspirierenden Stadtverkehr. Nachdem
wir diesen mit all seinen Ampeln und Kreuzungen hinter uns gelassen
hatten, gönnten wir uns in einer Karlsruher Vorstadt an einem
Schlecker-Markt, der außer einer gutaussehenden Kassiererin
eigentlich nicht viel zu bieten hatte, einige Änertschi-Trinks
(pfui, die Pisse schmeckt ja nicht nur mit Pulver so bescheuert!) Und
abermals rief der Weg, und beinahe hätte er uns auch auf eine
Kraftfahrstraße gerufen, jedoch war unsere Mutmaßung,
daß das "Kraftfahr" in "Kraftfahrstraße" bedeuten solle,
daß man dort nur kraftfahren dürfe, stark genug, um uns vor
einer mittleren Katastrophe zu bewahren. Allein in Phillipsburg, der
kleinen Stadt mit dem großen, freundlichen Atomreaktor, lud uns
noch ein Toto-Lotto-Laden zur Auflockerung unserer ermüdenden
Trampelei. (Waren natürlich mal wieder alles Nieten, was
sonst...) Vor Speyer überquerten wir den Rhein, um uns in der
dortigen (übrigens recht hübschen, weil alten) Innenstadt
mit Lebensmitteln sowie dem weiterhin lebenswichtigen Camping-Gas zu
versorgen. Ein Kaufhof wurde Opfer unserer gnadenlosen Kaufwut. Des
weiteren versuchten Dirk und Andi in mehreren Sportgeschäften den
ersehnten Brennstoff zu erhaschen, umsonst. Man schickte sie von einem
zum nächsten Geschäft. Die Panik um das warme Essen am Abend
wuchs. Erst im letzten Augenblick und kurz vor Ladenschluß
wechselte glücklicherweise eine extragroße Gaskartusche zu
unseren Gunsten den Besitzer. Der mittlerweile nägelkauend
genervte Klöcki wurde von seinem Däumchendrehen vor dem
Kaufhof erlöst. In einem nahegelegenen Park vertilgten wir
genüßlich ein halbes Hähnchen (oder war es ein
Hühnchen? Man konnte es nicht mehr erkennen...). Hier
überlegten wir uns, ob wir Nils und Ole in Ketsch besuchen
sollten (Anm. d. Red.: Das sind irgendwelche zwielichtigen Bekannten
von Andi). Die Entscheidung fiel allen bis auf Andi relativ
leicht. Und schon wenige Kilometer später überraschte uns
ein wohlvertrautes Geräusch: . Und wieder waren zwei Speichen bei
Andi gerissen. Frustration machte sich breit (vor allem bei
Klöcki). Blindwütig machten wir uns dennoch auf den Weg und
fuhren ohne Blick auf die Karte zwei Mofafahrern auf einem Mofa
hinterher (das war der sportliche Ehrgeiz, die zu überholen)
hinterher. Doch sie hängten uns ab. Und dort, wo sie
schließlich anhielten, um umzudrehen, fuhren wir
weiter. Unbekümmert fuhren wir im wahrsten Sinne des Wortes
über Stock und Stein in den Koller. Dieser "Koller" war eine von
den Rhein-Mäandern, die anno dazumal Tulla (der Mensch mit der
Rheinbegradigung) vom Rhein abgetrennt hatte und als solcher von der
einen Seite zu befahren, von der anderen nicht, mit anderen Worten:
eine Sackgasse mit Blick auf das Ziel, das einmal nur 20 m von uns weg
lag, dummerweise getrennt durch einen Altrheinarm --- Scheiße
--- Die 10 km Umweg bescherten uns abermals Gelegenheit zum
sorgfältigen Kartenstudium. Dann langte es uns aber auch relativ
bald, da es zu allem Überfluß anfing zu schiffen. Wir
suchten uns hinter einer kleinen Gemeinde namens Waldsee zwischen
vielen Campingplätzen unter ein paar Bäumen einen Platz
für unser Zelt. Nachdem dieses aufgebaut und der Regen
einigermaßen vorbei war, fuhren Dirk und Klöcki noch zum
Telefonieren nach Waldsee, und Andi erfuhr, was man in der Dunkelheit
allein im Wald so alles hören kann, als er versuchte, seine Felge
für einen Schlauch älterer Bauart passend zu machen (d.h. er
mußte das Ventilloch vergrößern, was ihm unter
Zuhilfenahme von Schraubenziehern, Imbusschlüsseln u.ä. nach
einiger Zeit gelang). Wir legten uns vor dem Essen noch kurz ins Zelt,
und einer von uns ratzte einfach ein - Klöcki (wer sonst---(WER
WAR DAS?!!) ) Dirk und Andi dagegen begaben sich zum Essen und
schauten sich die vielen Sterne an, die zum ersten Mal vernünftig
zu sehen waren. (Andi behauptete, Flugzeuge seien Sterne -- nein,
Sterne seien Flugzeuge... oder so ähnlich ... konnte aber weder
Dirk in dem Moment noch Klöcki später am Abend
überzeugen.) Dieses "später am Abend" war 3.00 Uhr, als
Klöcki von den Geräuschen der beiden Nachtwächter
geweckt wurde, die die glorreiche Idee hatten, noch schnell die
gerissenen Speichen an Andis Fahrrad zu ersetzen. Dirk und Andi hatten
aber nicht nur diese, sondern auch die folgende Idee, man könne
ja 1996 eine kleinere Radtour mit mehr Leuten machen und dadurch noch
mehr (?) Spaß haben. (Diese Idee haben wir noch nicht ganz, aber
zum größten Teil verworfen, denn die Sommerferien bleiben
für die 2000 Kilometer nach Spanien reserviert, also bleiben nur
noch die größtenteils verplanten anderen Ferien (Ostern,
Pfingsten...)) Um 4 Uhr schließlich begaben wir uns alle
kojenwärts.
Tag 6: Donnerstag, der 24.8.1995 - Waldsee-Bingen
"Immer geradeaus und dann doch nicht(s)"
Tagesstrecke | 128 km
|
Gesamtkilometer | 618 km
|
Abfahrtszeit | 10:37 Uhr
|
Ankunftszeit | 21:30 Uhr
|
Zeit | 10:53 h
|
Fahrzeit | 6:05 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 12,0 km/h
|
Durchschnitt | 21,0 km/h
|
Maximum | 43,0 km/h
|
Notizen
Morgens Pißwetter Müdigkeit Durchgefahren Lu'hafen Netter
Bäcker Gefrühstückt Was Langes angezogen (s. Foto)
Postbank Weiter bis Worms Unterwegs VE Radgeschäft Schlecker
-> B9 -> HL eingekauft durch Mainz KL. Autobahn. Budenheim
fester Campingplatz. Verfahren -> Zwetschgen. Neuer Campingplatz OK
aber Duschen. Campingplatz Bingen OK. (Lechz! Duschen!)
Abgefressen. Schnarch.
Ereignisse
Bereits morgens um 8 Uhr lupften wir uns nach einer extrem kurzen
Nacht aus den Federn. Klöcki flickte schnell seine gerissene
Speiche, während Andi und Dirk das Zelt abbauten. Im
unfreundlichen, zumal feuchten Wetter machten wir uns auf in Richtung
Ludwigshafen, wo wir bei einer netten Bäckerin, der wir zuvor
unsere Story aufgetischt hatten, während des Regens unterkamen
und auch kräftig einkauften. Als der Regen ein wenig nachgelassen
hatte, wollten wir weiterfahren, aber die Bäckerin mußte
uns unbedingt noch ein paar kleine Brotstückchen mitgeben, die
wir so genau jetzt nicht mehr definieren können, die aber auf
jeden Fall wirklich 1A geschmeckt haben. Im plötzlich doch wieder
einsetzenden Regen suchten wir uns eine Unterstellmöglichkeit,
fanden jene zunächst unter einer Brücke, dann aber auf den
Stufen der örtlichen Sparkasse. Dort saßen wir im Trockenen
und krümelten mit unserem heute nicht derart üppigen
Frühstück die besagte Treppe restlos voll. Als der Regen
aufgehört hatte, entschlossen wir uns, nachdem Dirk sich nach
langem Zögern eine lange Hose angezogen hatte (was gibt's da lang
zu überlegen?), weiterzubrausen. Weiter aber nur ein paar hundert
Meter, denn bereits dort harrte eine große Postsparkasse unseres
Kommens. Wir hoben ein wenig Geld ab und bekamen ganz nebenbei neue
Kontonummern, weswegen Andi auf Dirk und Klöcki mindestens 20
Minuten warten mußte. Dann erkundigten wir uns nach dem Weg und
hörten ewig "immer die BASF lang" - doch wo war die BASF? Vor
lauter Übersicht übersah Klöcki direkt zwei Leute, die
ihm demzufolge beinahe unter die Räder gekommen wären. -
Beinahe! Was regen die sich dann so auf! - Die Ärsche! - Nebenbei
zog sich Klöcki auch noch eine ebenfalls von Dirk stammende lange
Hose an. Etwas außerhalb machten wir Halt, um die schöne
Aussicht auf Lu'hafen mit seiner ausgeprägten Kulturlandschaft
(Bild 15,16) zu genießen. Außerdem fotografierten wir uns
selber (Bild 14). (Wer sagt da, das Outfit sei nicht absolut cool
... ?) In Worms suchten wir zwecks Speichenkauf (was auch sonst?) ein
Radgeschäft, das Andi speichenmäßig
plünderte. (für sein Hinterrad 32 gleich lange Speichen -
peinlich), schließlich hatten wir den Entschluß
gefaßt, sein Hinterrad komplett neu einzuspeichen, da wir uns im
klaren waren, daß in dieser Form ein Weiterfahren nicht
möglich war. Währenddessend plünderte Dirk ein
nahegelegenes Schlecker-Geschäft um eine Cola. Nachdem wir uns am
Wormser Ortsende mächtig im Industriegebiet (Marke Speichentod)
verfranzt hatten, wies uns ein hilfsbereiter Polizist den direkten Weg
nach Mainz - die B9. (Radwege gibt's hier wohl nicht.) Diese
Bundesstraße war wirklich ein ziemlich direkter Weg, denn sie
ging 40 km weit immer geradeaus. Der geteerte Seitenstreifen
gehörte jedoch vollständig uns, wenn nicht gerade einer von
den freundlichen Brummi-Fahrern auf die Idee kam, seine autofahrenden
Artgenossen überholen zu lassen und damit uns des Seitenstreifens
zu enteignen. So weit so gut, nach 40 Kilometern, die wir mit einer
Pause schmückten, wurde die uns mittlerweile so lieb gewordene B9
zur Kraftfahrstraße, was uns (s.o.) zwang, diese zu
verlassen. Wenig später erreichten wir Mainz-Laubenheim, wo wir
in einem HL-Markt u.a. eine Melone und viel zu viel zu Trinken und zu
Essen einkauften. Auf der Mainzer Rheinpromenade überraschte
Klöcki dann ein lange nicht gehörtes Geräusch - (schon
wieder eine gerissen...) Bei Budenheim endeten dann jäh alle
Radwege und wir standen direkt vor einer
Autobahnauffahrt. Glücklicherweise fanden wir noch einen Ausweg
in Richtung Budenheim. Dort hatten wir nach der Karte einen
Campingplatz erwartet. Wir fragten einen Passanten nach demselben, und
jener äußerte, nachdem er uns den Weg beschrieben hatte,
bereits berechtigte Bedenken, daß es sich bei dem besagten
Campingplatz um einen solchen für Dauercamper handeln
könnte, was sich später als gar nicht so falsch erwies. Da
uns hier niemand haben wollte, fuhren wir einfach weiter. Doch bevor
wir den nächsten Campingplatz erreichten, verfuhren wir uns erst
einmal kräftig, jedoch nicht ergebnislos. Ein Riesenhaufen
Zwetschgen war der Lohn unseres Umwegs. Auf einem Radweg, der mehr
einer Berg- und Talbahn glich erreichten wir den zweiten Campingplatz
dieses Tages. Dieser war kein Dauercampingplatz und auch ansonsten
ganz passabel, jedoch fehlten ihm die Duschen. Da wir an diesem Abend
jedoch unbedingt vorhatten zu duschen, kam auch dieser für unsere
Zwecke nicht in Frage. Wir machten uns also auf den Weg nach Bingen,
verfuhren uns noch einmal kurz, und erreichten damit dann die dritte
und letzte Campingmöglichkeit dieses Abends (Andi auch ohne
Licht). Dirk und Klöcki bauten im Schein einer Laterne das Zelt
auf, während Andi zum Telefonieren fuhr. Dann verputzten wir das,
was uns HL zuvor beschert hatte. Daraufhin rief eigentlich nur noch
die (gegen Geld auch warme) Dusche und zuletzt der Schlafsack.
Tag 7: Freitag, der 25.8.1995 - Bingen-Bingen "Das Einspeichegesetz"
Tagesstrecke | 0 km
|
Gesamtkilometer | 618 km
|
Zeit | 0:00 h
|
Fahrzeit | 0:00 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 0,0 km/h
|
Durchschnitt | 0,0 km/h
|
Maximum | 0,0 km/h
|
Notizen
Räder repariert. Gefressen. Kleider aufgehängt. Rumgeredet
(Should we stay or should we go...) abgelegen (Sinn des Lebens) ? (KL
hat Probleme) Pläne gemacht. Zelt repariert. Paketschnur
geraucht. MIEF. KL: Jonglieren?
Ereignisse
Nach dem Aufstehen bereits um 12.00 Uhr waren wir alle noch der festen
Überzeugung, nach dem Frühstück von unserem Zeltplatz
(Bild 15) in Richtung Holland aufzubrechen. Vorher jedoch mußten
wir unsere halbwegs geschrotteten Drahtesel in eine fahrtüchtige
Verfassung versetzen. Andi speichte sein Hinterrrad gleich ganz neu
mit gleichlangen Speichen ein (wie peinlich, Bild 16). Klöcki
hatte ein kleines Problem (Bild 17): Die Entfernung der um die Nabe
gewickelten Speiche brachte mit sich, daß wir mit einem vom
Gaskocher erhitzten Eisenstück den Plastikschutz vor der
Gangschaltung massakrieren mußten. Dann rief uns der Kiosk zu
einem delikaten Frühstück bestehend aus Kuchen und Fanta. Da
aber letzterer den Hunger nicht so recht zu stillen vermochte,
bestellten wir noch eben eine Ladung Wienerschnitzel hinterher. Der
Hunger mußte einem zunehmenden Zweifelgefühl Platz machen,
das uns fragte, ob es sinnvoll sei, um 1600 noch
aufzubrechen. Alle bis auf einen (wer? wer wohl... Klöcki! Jaa!)
sahen die Sachlage dieser Art, daß ein Tag Pause auch nicht so
schlimm sei. Lediglich letztgenanntem verursachte dieser Gedanke
schwerwiegende Depressionen. Nachdem wir unsere Kleider zum Trocknen
(Bild 18) aufgehängt hatten ... Moment, damit war die
Entscheidung ja gefallen... legten wir uns ins Zelt, und Klöcki
gab sich vollends seinen Depressionen hin und ließ sich bis zum
Nachmittag von diesen selbst durch gutes Zureden nicht abbringen. Dirk
und Andi schmiedeten währendher eifrig Pläne für die
nachfolgenden Tage. Dann, als wir so faul im Zelt lagen und die Decke
sich unseren Häuptern immer mehr und immer bedrohlicher
näherte, ging uns auf, daß auch das Zelt kaputt war. Eine
Stange hatte kurzerhand beschlossen, mitten
durchzureißen. Zunächst versuchten wir, sie provisorisch
mit Paketschnur zusammenzuwurschteln, was sich nicht als optimal in
punctis Praktikabilität und Stabilität erwies. Trotzdem
hatte Andi während dieser Tätigkeit eine gute Idee, doch
dazu später mehr. Ein langes Stück Isoband vom
Campingplatzbesiter ("Nehmt doch nicht so viel! Der schlachtet mich!")
löste das Problem auf elegante Art und Weise. Doch nun zu Andi's
tooollller Idee: Seine Paketschnur, von der wir nun ein großes
überflüssiges Stück besaßen, war aus Hanf. Und
aus Hanf macht man doch Hasch, oder? (Bild 19) Also, Schnur in Topf,
Schnur angezündet, Zelt zu, Warten. Hmm, hmmm, außer
Kopfweh bringt das aber nicht viel... Die Campingplatznachbarn durften
sich darüber wundern, wie aus einem wild qualmenden Zelt, drei
Gestalten mit grünen Gesichtern torkelten. (Bild 20) Der Tag
schloß dann damit, daß Klöcki vergeblich versuchte,
jonglieren zu lernen und wir nach einem reichhaltigen Abendbrot noch
in die Stadt gingen, um ein Eis und diverse Alkoholika (Zugegeben: Es
waren zwei Feiglinge (nämlich (für) Dirk und Andi)) zu
besorgen. Um 23.00 Uhr lagen wir im Schlafsack, um für den
nächsten Tag Kräfte zu tanken.
Tag 8: Samstag, der 26.8.1995 - Bingen-Sinzig "Immer nur Schiffe"
Tagesstrecke | 120 km
|
Gesamtkilometer | 738 km
|
Abfahrtszeit | 10:00 Uhr
|
Ankunftszeit | 21:20 Uhr
|
Zeit | 11:20 h
|
Fahrzeit | 5:51 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 10,5 km/h
|
Durchschnitt | 20,4 km/h
|
Maximum | 35,0 km/h
|
Ereignisse
Nach dem Aufstehen gingen wir duschen und wuschen, bevor wir den
Campingplatz verließen, unsere langsam, aber sicher lebendig
werdenden ("Es lebt! Es vermehrt sich!") Trinkflaschen aus. In einem
Vorort von Bingen suchten wir zunächst vergeblich nach einem
vernünftigen Laden, es gab zwar einen, aber der war für uns
völlig unakzeptabel. Als wir jedoch versuchten, die
Anderthalbliterunkaputtbarmehrwegflaschen mit Bonaqa-Etikett
zurückzugeben, weigerte sich der Ladeninhaber, selbige gegen
Pfand anzunehmen, da er die gleichen Flaschen nur mit Fanta- und
Cola-Etikett verkauft. (Wir verleihen ihm dafür das Prädikat
"Opi gegen Radfahrer" am goldenen Bande) Klöcki veranlaßte
dies zu einem mittleren Wutausbruch, woraufhin wir die Etiketten und
damit jeden Beweis, daß es sich um Bonaqa-Flaschen handelte,
vernichteten. Da der Inhaber sich jedoch (bereits ein Zeichen von
ansatzweiser primitiver Intelligenz!) an uns erinnerte, glaubte er uns
nicht, daß in diesen Flaschen einmal Fanta gewesen war. Pech
für uns. Nebenan bekamen wir beim Bäcker Kakao und (wer
hätte das gedacht) Backwaren. Auf der Weiterfahrt erwies sich ein
Plus-Laden als empfänglicher für unsere
Flaschen. Klöcki deckte uns zusätzlich noch mit allerlei
Süßem ein. Währendher hat Dirk zunächst an einer
großen Sparkasse vergeblich, daraufhin an einer winzig kleinen
Volksbank mit Erfolg versucht, mit seiner Kontokarte am Automaten 50
DM abzuheben (wie sich im Nachhinein herausstellte, gegen eine
Gebühr von (waaaass?) 4 DM!). Durch die Fußgängerzone
und durch eine Einbahnstraße erreichten wir schließlich
die Rheinpromenade, die uns zum kalorienreichen Aufenthalt
einlud. Dort verzehrten wir unseren pappsüßen Proviant,
füllten den Mülleimer mit dessen Überresten und
erkannten einen Mann vom Campingplatz wieder, mit dem wir eine Weile
über Radfahren am Rhein philosophierten. Nebenbei beobachteten
wir die Frachter, die sich mit einem halben Meter pro Sekunde
(zugegeben, dieser Schätzwert ist selbst innerhalb der
Gelehrtenwelt umstritt) stromaufwärts kämpften. Dies
inspirierte zum zweitgrößten Forschungsprojekt dieser
Radtour: Ein Zug, der nie anhalten muß und zumindest schneller
als ein ICE fahren soll und somit durch Vermeidung von
Beschleunigungsmanövern viel Energie einsparen sollte. Als
einziges Problem dieser Konstruktion erwies sich das Vorhaben, in
diesen Zug Menschen ein- und aussteigen zu lassen. Als wir uns
schließlich nach dem überrreichlichen Frühstück
dazu hinreißen ließen, weiterzufahren, überquerten
wir eine Brücke, die aus Brettern, Metallstangen und Dachpappe
notdürftig zusammengekittet worden war. Zu allem
Überfluß waren die Bretter längs unserer Fahrtrichtung
verlegt. 100 Meter weiter merkten wir, daß wir mitten auf einem
Bahnhof standen, hinter dem es nicht weiterging. Pech gehabt. Also
entschieden wir uns für den steilen, aber richtigen Weg. Ohne
größere Ereignisse, außer, daß Andis Fahrrad
knackte (es war die Sattelstütze), fuhren wir bis zu einem arg
touristenverseuchten Parkplatz in St. Goar, zu dessen Verseuchung wir
durch unsere blasenseitige Erleichterung auch noch weiterhin
beitrugen. In Boppard machten wir an einer Tankstelle halt, um uns mit
Knackwürsten und Fanta zu stärken. Währenddessen fing
es an zu regnen und wir nutzten die Zeit, um einer Gruppe von Ruderern
beim Tanken zuzusehen. In Koblenz orientierten wir uns zunächst
immer brav nach den Radfahrerwegweisern in Richtung Andernach (Bild
21). Doch diese Gutgläubigkeit bescherte uns nichts als
Ärger und unnötig viel Kalorienverbrauch. Danach jagten uns
die Radwegkonstrukteure über eine Steigung, die sie elegant mit
Treppen oder treppenartigen Gebilden lösten, welche sich aber
für unsere relativ hecklastigen Räder als völlig
ungeeignet erwiesen. Oben angekommen, verloren wir den
ausgeschilderten Radweg und somit die Orientierung. Nachdem wir lange
Zeit im Dreieck herumgekurvt waren, half uns ein militanter
Rettungssanitäter (Sorry, es war ein
Bundeswehr-Rettungsdienstler.), den richtigen Weg zu
finden. Plötzlich riß Dirks hinterer Gangzug, was uns zu
einer längeren Reparier- und Freßpause an einem
schönen Ort am Rhein zwang. Mangels Gangzug mußten wir das
Rad unrepariert lassen, aber allein die Entfernung des alten Gangzugs
beschäftigte uns lange genug. Nachdem wir uns durch das
Andernacher Industriegebiet hindurchgekämpft hatten, erreichten
wir Bad Breisig, wo wir im Fahren Fotos von einer Frau (alt, aber
häßlich, dafür mit Hund) und drei Mädchen (jung,
aber ganz schön überrascht) schossen. Vor lauter
Überlegung, ob letztere wohl auch noch hübsch waren, und ob
wir anhalten bzw. umdrehen sollten, ließen wir uns von einer
älteren Frau hinter einem Riesenberg an Obst überreden
ließen, ihr zu Wucherpreisen drei Bananen und eine Menge
kernloser Trauben abzukaufen. Die drei Bananen vertilgten wir noch an
Ort und Stelle. Langsam aber sicher machten wir uns Gedanken, wo wir
diese Nacht schlafen sollten. Der Wassersportclub Sinzig, der gerade
ein Fest veranstaltete, war uns für 13,- DM in dieser Frage gerne
behilflich. Etwas abseits schlugen wir unser Zelt unter neugierigen
Blicken der jüngeren (weiblichen) Besatzung des WSC unser Zelt
auf und begannen zu Abend zu essen. Die Notwendigkeit der Vernichtung
von Gatorade ließ uns dieses hochwertige Produkt der
Chemieindustrie einfach abzufackeln, wobei Klöcki mit
wissenschaftlichen Methoden feststellte, daß kleine Portionen
fast wirkungslos verpuffen, während größere bereits in
der Lage sind, die Düsen des Gaskocher zu verkleben. Die
Entfernung der karamelisierten, klebrigen Masse (Gatorade ist Glucose!
WAHNSINN!) nahm die nächste Zeit in Anspruch. Danach versuchten
wir noch, um Klöckis Speiche zu ersetzen, sein Ritzel abzuziehen,
was uns trotz immer neuer Werkzeugkonstruktionen nicht
gelang. Draußen legten wir uns noch lang auf die Isomatten in
die Schlafsäcke und redeten noch eine Weile. Klö knackte
bereits nach einiger Zeit tief und fest. Eine Kleine unterrichtete uns
davon, daß dem WSC ein kleines Mädchen abgezischt sei. Dann
kam noch ein 15jähriges Mädchen und fragte uns nach unserem
Alter, da sie und ihre Freundinnen darüber gewettet
hätten. Die Antwort 16-17-18 stellte sie offensichtlich wenig
zufrieden.Klö wachte in der Zwischenzeit wieder auf und wir
beschlossen, uns mit einem einvernehmlichen GUTENACHT! ins Zelt zu
verziehen.
Tag 9: Sonntag, der 27.8.1995 - Sinzig-Meerbusch "Immer nur Schiffen"
Tagesstrecke | 132 km
|
Gesamtkilometer | 870 km
|
Abfahrtszeit | 9:00 Uhr
|
Ankunftszeit | 18:38 Uhr
|
Zeit | 9:38 h
|
Fahrzeit | 6:36 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 13,7 km/h
|
Durchschnitt | 20,0 km/h
|
Maximum | 35,0 km/h
|
Ereignisse
An diesem Morgen begrüßte uns das Wetter mit einem
satten, grauen, unfreundlichen Himmel. Nach dem Zähneputzen im
Klo des WSC begannen wir mit dem Abbau des Zelts. Und siehe da, kaum
hatten wir die Plane vom Zelt entfernt, fing es auch schon an zu
regen. Mit erheblich erhöhter Geschwindigkeit setzten wir den
Abbau fort und sicherten mit Müllsäcken unser Gepäck
gegen die Nässe von oben. Als wir dann nach Befriedigung weiterer
menschlicher Bedürfnisse vom Klo kamen, führte unser Weg
unweigerlich an der Gruppe der gestern kennengelernten Mädchen
vorbei. Die Blonde saß auf der Banklehne und lästerte
über eine Freundin, die sich an Cola besoffen hatte. Kurz darauf
kippte sie mit einer Cola in der Hand rücklings von der
Lehne. Wir zogen keine Rückschlüsse, sondern fuhren einfach
los, nachdem sich das Pißwetter einigermaßen beruhigt
hatte. Auf dem selben Weg wie gestern fuhren wir weiter, der
gepflastert unterhalb einer Intercity-Trasse (auf der wir
übrigens nach Hause gefahren sind) am Rhein entlanglief. (Zu
diesem Zeitpunkt während des Schreibens dieses Buches meinte
Dirk, unsere hochstehende Konversation durch die Äußerung
"MATSCHI PATSCHI" auf ein unerträglich niedriges Niveau zerren zu
müssen.) Bereits ungefähr zehn Kilometer später
erreichten wir die Ausläufer des ehemals vorläufigen
Bundeshauptdorfs. Klöcki fühlte sich inspiriert, seinen
halbschrottigen Drahtesel vor dem ehemaligen Bundestagsgebäude
der Bundesrepublik Deutschland durch eine Photographie zu
verewigen. (Bild 22) Über einen heute nicht mehr
nachzuvollziehenden Weg durch einen Park sowie etliche Wege und
Straßen erreichten wir die Bonner Innenstadt, wo Andi sein
Gespür für gutes Essen eindrücklich unter Beweis
stellte, indem er uns allein seiner Nase folgend den Weg zum
nächstgelegenen MäckDonnelds wies. Dies darf jedoch nicht
als zu große Leistung angesehen werden-der McDo lag im Prinzip
gerade gegenüber vor unserer Nase. Um so unerklärlicher ist
das Versagen von Dirk und Klöcki bei dieser einfachen Aufgabe der
Essensbesorgung. Das übliche Frühstück mit McCroissant
und Kaba erfreute unseren Gaumen. Sehr zur Freude von Andi
überrannte just in diesem Moment auch ein Trupp Feuerwehrleute
das Lokal. An unserem Tisch vor den Toren des etwas anderen
Restaurants tickte etwas aus verschiedenen Richtungen
unaufhörlich. Die Vermutung einer Zeitbombe zerschlug sich, als
wir merkten, daß die allgegenwärtigen blindenverarschenden
Fußgängerampeln den Ursprung des nervenzerreibenden
Geräuschs ausmachten. Blindenverarschend deswegen, weil das
Tickgeräusch sowohl bei grüner als auch bei roter Ampel
ertönte und somit zur Blindenhilfe so gut wie nichts
beitrug. Verwundert über solch außergewöhnlichen
Blödsinn in unserer Hauptstadt machten wir uns auf den weiteren
Weg, denn wir wollten schließlich am heutigen Tage bis zu
Klöckis Oma nach Meerbusch gelangen.
Unsere heißgeliebte, wohlbekannte B9 brachte uns zielsicher
über einen Riesenhaufen an Ampelkreuzungen direkt in das
verstunkenste Eck des Kölner Industriegebietes, das wir, so
schnell es ging, durchquerten. Durch die Kölner Vorstädte
erreichten wir im Regen die schöne, breite Kölner
Rheinpromenade. Vorbei an erschreckt flüchtenden
Fußgängern und Radfahrern mit
Blöff-"Sieht-Teuer-Aus-Ist-Aber-Nicht"-Fahrrädern fuhren wir
bis zu einem Rheinzugang, der zur Entleerung der Blase
einlud. Zunächst war unsere Idee gewesen, uns an jener Stelle ein
unvergeßliches Denkmal in den Köpfen der Anwohner zu
setzen, indem wir den Rheinspiegel direkt anhoben. Doch die
Präsenz von Passagierschiffen und Joggern hielt uns davon ab. So
beglückten wir halt einen nahegelegenen Busch. Ein Kiosk in der
Nähe der besagten Stelle bot uns zu extrem überhöhten
Preisen Nachfüllpackungen für unsere Blase an, wir jedoch
beschlossen, auf die nächste Tankstelle zu hoffen, die jedoch
nicht kam. Statt dessen begrüßten uns nach wenigen weiteren
Kilometern am Rhein lang die Ford-Werke mit einem schier
undurchdringlichen Gewirr an teils öffentlichen, teils privaten
Straßen und Sträßchen, auf denen weit und breit keine
Menschenseele zu sehen war. Niemand, der uns einen Ausweg aus dem
endlosen Labyrinth hätte weisen können. Und der Durst wurde
immer schlimmer. Hätten wir doch... Nun denn, wir dopten uns mit
Dextros und nahmen den weiteren Weg in Angriff, der uns sogar an einer
Tankstelle vorbeiführte. Die war jedoch geschlossen und
außerdem eine Ford-Werkstankstelle. Mitarbeiters
only. Schade. Bereits nach weiteren 15 km den Rheindamm entlang
(STERB! HECHEL!) bot ein Getränkeautomat neben dem
heißersehnten Gesöff auch Szloti als Rückgeld. Wir
ruhten uns ca. 20 Minuten lang aus und fuhren dann weiter, um wenig
später erneut unsere Blasen zu entleeren. Ein starker Gegenwind
begann, uns den Weg in Richtung Düsseldorf zu
erschweren. Letzterer führte direkt durch die (auch beim
vorherrschenden grauen Himmel) durchaus reizvollen grünen
Rheinauen über viele fußgänger- und
touristenüberflutete Dämme. Wir erreichten die
Autobahnrheinbrücke der A46 und überquerten sie in Richtung
Düsseldorf Innenstadt. Auf der anderen Rheinseite fuhren wir
gegen immer weiter auffrischenden Gegenwind in Richtung des
Düsseldorfer Hafens, in dessen Straßengewirr wir uns prompt
einige Male verfuhren. (Motto: "Ich glaub, hier waren wir schon mal?")
Ein netter Mensch wies uns schließlich einen Ausweg, auf dem wir
uns direkt in die Düsseldorfer Altstadt bewegten, die
"längste Theke der Welt." Entsprechende Geräusche aus den
die Straßen säumenden Kneipen bestätigten diesen
Eindruck. Klöcki ("ICH KENN MICH HIER AUS!") versuchte
zunächst, uns über die Kniebrücke nach Meerbusch zu
verfrachten, diese jedoch ist eine Autobahnbrücke. Schade. Die
Oberkasseler Brücke, die wir entlang der Rheinpromenade vom
Landtag aus gegen starken Gegenwind erreichten, brachte uns wieder auf
die uns vertraute westliche Rheinseite. Dort erreichten wir durch
einige Vororte relativ bald das Haus von Klöckis Oma, die uns
euphorisch begrüßte. Später bezogen wir Quartier im
nahegelegenen Haus von Klöckis Tante und Onkel, genauer gesagt in
Stevies Zimmer, wo wir uns sofort zu Hause fühlten (Bild
23,24). Nach ausgiebigem Duschen sammelten wir einen stinkenden,
leicht grauen, aber dafür quicklebendigen Haufen an
"waschbedürftiger" Kleidung. Damit erschreckten wir sowohl
Stevie, der relativ schnell lernte, wie eine Waschmaschine
funktioniert, als auch Klöckis Oma. Diese ("Watt, Jung, datt soll
isch alles waschen?") wollte mit uns am Abend in einem nahegelegenen
Restaurant eine Gigantenportion Rumpsteak (Andi: Rump-Stiek) essen
gehen. Doch sobald wir auf dem Weg zur Oma Ippers Haus verlassen
hatten, machte sich einmal wieder der Harndrang bemerkbar. So eilten
wir denn über die Bundesstraße und ließen unserem
Urin am Straßenrand freien Lauf. Nach dem Essengehen gingen wir
zu Stevie und bedienten uns der dort vorhandenen
Unterhaltungsinfrastruktur in Form von Fernseher und Computer. Bereits
um 2 Uhr gingen wir ins Bett.
Tag 10: Montag, der 28.8.1995 - Meerbusch-Meerbusch "Der Aufbruch"
Tagesstrecke | 0 km
|
Gesamtkilometer | 870 km
|
Zeit | 0:00 h
|
Fahrzeit | 0:00 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 0,0 km/h
|
Durchschnitt | 0,0 km/h
|
Maximum | 0,0 km/h
|
Ereignisse
Wie das frühe Zubettgehen am vorherigen Tag erwarten ließ,
wachten wir schon sehr früh gegen 11 Uhr auf. Ein reichhaltiges
Frühstück bei Klöckis Oma, die sich schon extreme
Sorgen um unseren Verbleib gemacht hatte, eröffnete den
Tag. Nachdem wir unsere mittlerweile trockenen Kleider zusammengerafft
hatten, eilten wir zurück zu Stevie, um in einem Radladen in
Büderich einige Teile für unsere noch zu erledigende
Fahrradreparaturstunde zu besorgen, hauptsächlich Speichen und
einen Gangzug für Dirk, außerdem ein wenig Kettenfett. Dann
machten wir uns relativ direkt an die Reparatur (Bild 25). Wir
beschlossen, die Reparatur schnell hinter uns zu bringen, um
möglichst noch heute weiterfahren zu können. Doch die
geplante Fahrradreparatur dehnte sich bis um 3 Uhr aus, als uns Stevie
eine Pizza frisch vom Pizzaservice anbot, die er holen fuhr,
während wir die Reparatur unserer Räder mit ein wenig
Putzarbeit hier und da beendeten. Die Pizzen ließen wir uns im
Eßzimmer der Ippers schmecken. Da es dann kurz vor
Ladenschluß war, eilten Andi2 zum Spar-Laden, der
leider nicht unbedingt in der Nähe war, um noch die
nötigsten Dinge (Fanta, Cola, M&Ms) zu bunkern. Als sie den
Laden verließen, überraschte sie eine
weltuntergangsschwarze Wolke, die es auch nach wenigen Minuten aus
vollem Rohre regnen ließ. Ohne naß zu werden und ohne
einen bösen Gedanken erreichten wir das Haus von Klöckis
Oma. Peng. BUMMM! Plötzlich sah Andi Andi an, und auch Andi sah
mit schreckensbleichem Gesicht Andi an. Regen. Regen ist
naß. Schlafsäcke. Schlafsäcke sind
trocken. Schlafsäcke hängen auf der Leine. Leine
draußen. Draußen = Regen. Schlafsäcke + draußen
= Schlafsäcke + Regen = nasse Schlafsäcke. Igitt. Nachdem
der Regen aufgehört hatte, eilten wir mit einer bangen Hoffnung
zu Ippers hinüber. Gottlob. Dirk hatte geschaltet und die Radtour
vor einem nassen Grab bewahrt. Während Andi/Andis Abwesenheit
hatte Susi, Klöckis Cousine, Dirk in seiner Meinung
bestärkt, am heutigen Tage nicht mehr weiterzufahren. ("Die
überredeste schon noch!") Und tatsächlich beschlossen wir
unter schweren Gewissensbissen (Dirk nicht!), den Gedanken ans
Weiterfahrens auf morgen zu verschieben, denn um 18 Uhr wären wir
wahrscheinlich nicht mehr weit gekommen. Der Nachmittag hatte uns
insoweit inspiriert, als daß wir drinnen am Computer die bei der
Reparatur offenkundig gewordenen Übersetzungsverhältnisse
unserer Gangschaltungen in eine Tabellenkalkulation übertrugen
und so einiges über die Fahrphysik unserer Drahtesel
erfuhren. Gegen 22 Uhr, als uns nach der wissenschaftlichen Arbeit der
Hunger packte, bedienten wir uns an Ippers'
Tiefkühlpizza. Nachdem wir uns diese einverleibt hatten, warteten
von der Einkaufstour am Nachmittag noch zwei
Mousse-au-Chocolat-250g-Becher bei der Oma. Diese lag zwar schon im
Bett und fühlte sich durch unsere späte Gesellschaft nicht
sonderlich beglückt, duldete aber, daß wir im Wohnzimmer
noch schnell das Dessert in uns hineinschlabberten. Dann gingen wir
voll der guten Vorsätze bereits um zwölf Uhr bei Stevie in
die Koje.
Tag 11: Dienstag, der 29.8.1995 - Meerbusch-Kekerdom
Tagesstrecke | 110 km
|
Gesamtkilometer | 980 km
|
Abfahrtszeit | 10:00 Uhr
|
Ankunftszeit | 21:00 Uhr
|
Zeit | 11:00 h
|
Fahrzeit | 5:30 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 10,2 km/h
|
Durchschnitt | 20,0 km/h
|
Maximum | 33,0 km/h
|
Ereignisse
Die Sonne weckte uns an diesem Tag zur unglaublich frühen Zeit
von 9 Uhr. Wir nahmen bei Oma ein mehr oder weniger umfangreiches
Frühstück zu uns und verließen diese mit dem
Versprechen, ihr, bevor wir fuhren, noch auf Wiedersehen zu
sagen. Stevie fuhr uns nach dem Frühstück noch zum
Spar-Laden, wo wir uns Vorräte für den Tag und den Abend
anlegten, in der Hoffnung, heute ohne größere
Unterbrechungen durchfahren zu können. Während wir, wieder
daheim angelangt, unsere Sachen zum Aufbruch packten, zog sich das
Wetter unerwartet zu. Wir bepackten trotzdem unsere Räder. (Bild
26,27) Nachdem wir uns von Stevie verabschiedet hatten, fuhren wir
noch zur Verabschiedung zu Oma, die uns noch mit 50 DM
verwöhnte. Dann machten wir uns nach langer Pause in Meerbusch
auf die Socken in Richtung Holland, nachdem wir von Ippers den
Schlüssel für das Haus in Holland und einen 50 Gulden
erhalten hatten. Im mittlerweile ziemlich schlechten Wetter (kalt,
naß) fuhren wir über Landstraßen über einige
Umwege und mit einer Pinkelpause bis nach Moers. Dort fragten wir
einige junge Mädchen nach dem schnellsten Weg nach Rheinberg, den
sie uns bereitwillig erklärten,was seine Wirkung jedoch
völlig verfehlte, jedoch dazu später mehr. Zunächst
machten wir an einem Aldi halt, um uns mit Süßigkeiten,
Brot, Wurscht und gegen die Müdigkeit mit Ali Aldi Instantkaffee
zu versorgen. Als wir aufbruchsfertig waren, machte uns das Wetter
wieder einmal einen Strich durch die Rechnung, es regnete nämlich
mit einem Mal Bindfäden. Also mußten wir mit dem Aufbruch
noch ein wenig warten, was uns zur Vertilgung von weiteren
Eßsachen verleitete. Die Erklärung der Mädchen von
vorher dürfte nicht allzu viel genützt haben, denn wir
landeten letzten Endes auf einem notdürftig gepflasterten
Rheindamm. Doch selbst die notdürtige Pflasterung verwandelte
sich mit der Zeit in einen matschigen Trampelpfad, der nach einiger
Zeit quasi im Nichts endete. Doch wir fuhren unbeirrt geradeaus
weiter, bis wir zumindest wieder einen Feldweg unter den Rädern
hatten. Auf verschlungenen Wegen erreichte wir schließlich die
Ortschaft Alpen, die uns, gemäß ihren Namen mit
schönem Wetter erwartete. Wir hatten im Prinzip seit Moers
versucht, auf die Bundesstraße 57 zu gelangen, die schnurgerade
bis nach Xanten führte, was uns aber bis hierhin nicht gelungen
war. Von Alpen aus jedoch fanden wir, wenn auch erneut nicht auf dem
direkten Weg bis an eine Ortschaft heran, die an besagter Straße
lag. In dieser Ortschaft stand ein Baum (ach wie toll), der es
seltsamerweise auf Dirk abgesehen hatte. Zumindest beschoß er
ihn von oben mit Zweigen und ähnlichen Wurfgeschossen,
u.a. Nüssen. (Dirk hat seinen Helm seitdem beim Fahren nicht mehr
abgenommen.) Wie es uns die Wegweiser versprochen hatten, erreichten
wir nach dem Ortsausgang die Bundesstraße. Nach Xanten begann
wieder ein gnadenloser Gegenwind, unsere Fahrt zu erschweren. Bis
Obermörmter kamen wir ohne Pause, aber dann mußten wir uns
gegen Abend doch an einem kleinen Tante-Emma-Laden mit einigen
Nahrungsmitteln versorgen. Andi konnte es sich außerdem nicht
verkneifen, ein kleines bläuliches alkoholisches Gesöff zu
erwerben, dessen üblen Geschmack er entdeckte, als er es am
Ferienhaus als Belohnung auspackte. (Zutaten: Zucker, Wasser,
Lallohol, Farbstoff) Als der Besitzer des Ladens seine Tore
schloß und uns die Möglichkeit, weitere Artikel zu kaufen,
nahm, machten wir uns abermals auf gegen den Wind. Nach einigen
windigen Kilometern erreichten wir die Emmericher
Rheinbrücke. (Bild 28) Über Dämme erreichten wir knapp
nach Sonnenuntergang die deutsch-niederländische Grenze. Dies
bemerkten wir erst, als die Verkehrsschilder mit einem Mal so
verändert aussahen. Acht Kilometer nach der Grenze ließen
wir uns an einer Bank zu einer ausgedehnten Abendessenspause
nieder. Wir hatten auch nicht den geringsten Schimmer, wo wir die
Nacht verbringen sollten, zumal kein Campingplatz in Sicht war. Also
setzten wir uns erstmal hin, machten uns Brote und aßen. Damit
wir, um die Müdigkeit zu bekämpfen, Kaffee trinken konnten,
ging Andi zu einem nahegelegenen, alleinstehenden Haus und bat um
einen Topf voll Leitungswasser. Sein Wunsch wurde zwar erfüllt,
jedoch gaben ihm die Hausbewohner zu verstehen, für wie
schwachsinnig sie dieses Ansinnen hielten. Der Kaffee schmeckte, so
ganz ohne Zucker, natürlich mit einem Wort beschissen. ...Die
Müdigkeit treibt's rein. (Bild 29) Wir schauten uns den
hübschen Sternenhimmel an, fanden sogar ein paar Satelliten und
holten uns schließlich wegen der Kälte die
Schlafsäcke. Nomen est omen, fünf Minuten später war
Andi tief und fest am Sägen. (Wir unterbrechen unser Programm an
dieser Stelle für eine kurze Mitteilung...)
Tag 12: Mittwoch, der 30.8.1995 - Kekerdom-Willemstad
Tagesstrecke | 176 km
|
Gesamtkilometer | 1156 km
|
Abfahrtszeit | 1:00 Uhr
|
Ankunftszeit | 21:30 Uhr
|
Zeit | 20:30 h
|
Fahrzeit | 8:48 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 10,2 km/h
|
Durchschnitt | 20,0 km/h
|
Maximum | 33,0 km/h
|
Ereignisse
(Schön, daß sie drangeblieben sind...Also, Andi war
am Sägen...) Klöcki und Dirk hatten derweil genug vom
Sternenhimmel und wollten Andi für die Nachtwache wecken, damit
auch sie einen Hut voll Schlaf bekamen. Gegen 1 Uhr wurde Andi also
wach und wir unterhielten uns ein wenig und waren gerade alle am
Einschlafen, als eines von den ewig vorbeirauschenden Autos
plötzlich bremste. <KLICK> Ein
Suchscheinwerfer. "Chebbedelebbe beplede niet van blabbel ratter
politie." - "Äh, wir sind Deutsche." - "Ah ja!" (der hat eine
hohe Meinung von seinem Nachbarland) - "Übernachtet ihr hier?" -
"Nein, wir ruhen uns nur ein bißchen aus." (Der Tisch war mit
Müll zugedeckt. Wir waren wie die Penner in Schlafsäcke
eingehüllt.) - "Wo wollt ihr denn noch hin?" - "Schouwen
Duiveland." - "Aha, ein bißchen seltsam um diese Zeit." -
"Hehehe." (unsicher) - "Na dann, viel Glück. Tschüß."
Mit einem Mal war die Müdigkeit wie weggeblasen. In fünf
Minuten hatten wir unsere Schweinerei beseitigt und waren bereit zum
Losfahren. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, daß es genau 1.30
Uhr war und ideales Wetter zum Radfahren. (Kein Wölkchen,
Scheißkälte...) Ohne Probleme fanden wir über die in
Holland prima ausgeschilderten Radwege selbst in der Nacht bis nach
Nijmegen und sogar noch ein Stück weiter. Bei Ewijk
schließlich überfiel uns ein weiteres Mal der Hunger und
wir machten uns gegen vier Uhr auf dem Radweg Knorr Pasta-Snack. Nach
der Ruhepause waren wir, wie es zu erwarten war, noch müder als
zuvor. Uns allen fielen beim Fahren immer wieder die Augen zu, und
Klöcki erwischte es als ersten. Sein kleines Nickerchen auf dem
Fahrrad hatte zur Folge, daß eine einladende Rinne am Wegesrand
sein Gleichgewicht erheblich beeinträchtigte. Mit anderen Worten:
PLUMPS. Die relativ schnelle Reaktion von Andi ersparte es
Klöcki, von einem vollbepackten Rad überfahren zu werden,
und Andi das selbe Schicksal wie Klöcki. Klöcki stellte
danach dringendst die Forderung, endlich pennen zu
dürfen. Irgendwo am Wegesrand, abseits der Bundesstraße
genehmigten ihm Andi und Dirk (Bild 31) von fünf bis sechs Uhr
ein kleines Päuschen im Straßengraben (Bild 32). Als es
langsam wieder hell wurde, begann es zu schiffen und unsere
Müdigkeit wurde immer größer. Wir suchten uns einen
Laden und wollten vor dessen Tür warten, bis a) der Regen
aufgehört hatte oder b) der Laden aufmachte. Wir taten uns
schwer, den Ladeninhaber nicht mit drei schlafenden Gestalten vor
seinem Geschäft zu begrüßen. Leider hörte es dann
auf zu regen, und unsere Ruhepause fand ein jähes Ende. (Schade.)
Wir nahmen uns vor, irgendwo, irgendwie eine Scheune zu finden, um zu
schlafen. Doch dummerweise gab es keine offenen Scheunen am Wegesrand,
und über die Freundlichkeit der niederländischen Bauern, die
wir sonst hätten fragen müssen, wußte auch niemand
was, also blieb der Wunsch nach Schlaf ein dreimal geträumter
Wunschtraum. Immer wieder fielen uns auf dem Fahrrad die Augen zu und
wir fanden uns wenige Sekunden später beim Aufschlagen der Augen
zehn Meter weiter geradeaus, ohne daß uns so recht klar war, wie
wir dieselben zurückgelegt hatten. Zutiefst deprimiert (Andi:
Naja, so viel konnte ich da gar nicht mehr denken, glaub' ich...)
fuhren wir bis in die nächste Ortschaft, wo sich langsam auch
wieder die Sonne zeigte. Nach mehreren Nachfragen fanden wir einen
Bäckersladen, der uns ein Frühstück versprach. Doch
leider war dieser Bäcker in Ferien und wurde momentan durch die
Schlägerei (holländisch: slagerij=Metzgerei) Vermeulen
irgendwo anders im Dorf vertreten. Dort wiederum, wo wir nach einer
abermaligen Runde im Dorf auch ankamen, erstanden wir die typisch
holländischen Gummibrötchen, ein Glas Honig, Milch sowie
diverse weitere Artikel, die wir direkt vor der Tür
verzehrten. Dann überlegten wir uns, ob wir auf dem nahegelegenen
Campingplatz nicht für drei Stunden oder vielleicht für
einen ganzen Tag bleiben sollten, um unsere Müdigkeit
auszukurieren. Doch beim Anblick des Campingplatzes und seiner
sanitären Anlagen verging uns die Lust am Campen relativ schnell
wieder. Wir ließen uns also vor dem geschlossenen
Bäckersladen zuerst nur zum Ausruhen, dann zum Pennen nieder. Als
Andi aufs Klo mußte und den anderen beiden sagte, sie sollten
auf die Fahrräder aufpassen, mußten die beiden leider,
leider wieder aufwachen. (... zum Glück nur bis Andi um die Ecke
war... denn als er zurückkam und leise sein eigenes Fahrrad
stahl, merkte keiner etwas...) Nachdem wir alle nun zumindest so
einigermaßen ausgeruht waren und ans Weiterfahren dachten,
öffnete genau gegenüber ein Supermarkt seine Pforten. So ein
Angebot durften wir nicht ungenutzt verstreichen lassen, und wir
deckten uns wie immer mit den nötigsten Kleinigkeiten
ein. (nehmen wir das auch noch? und das? und das? J) Ein Blick auf die
Karte verriet uns, daß wir uns mittlerweile in Heerewaarden
befanden. Dann machten wir uns wieder auf die Pedale. Die
Straße, die wir entlangfuhren verwandelte sich jedoch nach
wenigen Kilometern in eine Kraftfahr-Straße, was uns dazu zwang,
einen anderen Weg zu suchen. Zunächst probierten wir einen
Feldweg scharf nach links, der endete jedoch nach ein paar hundert
Metern, und wir mußten mal wieder umdrehen. Der
entgegengesetzte Weg durch ein Dorf und über die Landstraße
erwies sich als erfolgreicher. Bei 'S-Hertogenbosch überquerten
wir den mittlerweile in zwei Flüsse aufgespaltenen Rhein
(d.h. eine Hälfte davon, nämlich die Maas) auf einer
großen Autobahnbrücke, die jedoch freundlicherweise mit
Radwegen ausgestattet war. Nach der Brücke genehmigten wir uns
ein Süßigkeiten-Päuschen. Da wir dachten, der Weg weg
von der Straße und am Fluß entlang würde zum Ziel
führen, fuhren wir auf diesem weiter, und, wie sich
herausstellte, direkt ins militärische Sperrgebiet und somit in
die Sackgasse. Also weiter entlang der Autobahn. Wenig später
jedoch führte der Autobahn-Radweg in die Landschaft, und wurde zu
einem beschaulichen, aber komfortabel zu fahrenden Waldweg. Nach
wenigen weiteren Kilometern gönnten wir uns erneut eine Pause, um
an Klöckis Fahrrad wie schon so oft eine Speiche zu
amputieren. Dabei bemerkten wir gleich, daß Klöckis Felge
an den Ösen völlig ausgerissen war. Außerdem testeten
wir noch gegenseitig jeweils die Fahrräder der anderen beiden und
kamen zum einhelligen Schluß, daß das eigene immer noch
das beste sei. (Klöcki: Das relativiert sich...) Wenig
später befuhren wir einen Radweg entlang eines kleinen Baches,
der bis Raamsdonk ewig und einen Tag geradeaus führte, was uns zu
Anspielungen auf die vergangene Donauradtour
verleitete. (s. Donauradtour-Tagebuch, Hubertus-Damm) Es stärkte
unser Selbstwertgefühl ungemein, daß wir trotz dem
Gegenwind und trotz dem vielen Gepäck ziemlich alle
holländischen Schüler, die gerade um diese Mittagszeit auf
dem Weg nach Hause waren, überholten. Als wir den bequemen Weg
verlassen mußten, machten wir noch in Raamsdonk an einer
Tankstelle halt, um verbrauchte Reserven zu erneuern. Als wir dann
dort im Schatten saßen und unser Eis aßen, kam ein Mann
an, der sich unsere Räder betrachtete und dann ein Gespräch
mit uns anfing. Ja, er sei Holländer (kaum zu glauben!) und
betreibe ein Radgeschäft in Leipzig. Wo wir denn noch hin wollten
heute. Als wir ihm sagten, daß wir noch bis nach
Schouwen-Duiveland wollten, sagte er uns, daß es noch ziemlich
weit sei (ca. 100 km). Außerdem teilte er uns seine
höchstpersönliche Meinunng zu unseren arg mitgenommenen
Drahteseln mit. Insbesondere Dirks "HACH! een Diamandrad!" schien ihn
zu beeindrucken. Die Betrachtung von Andis hochgezüchtetem
Mountaingöppel entlockte ihm ein staunendes "OOOOH!",
während seine Meinung über Klöckis holländisches
"Es ist ein ATB!" Giant-Rad eher eindeutig war: "Oh, das is Schrodd."
Nachdem wir ihn seine äußerst aufschlußreiche
Vortragsreihe hatten beenden lassen, fragten wir ihn noch, wo denn die
Post sei. Diese fanden wir nach seiner Beschreibung, und, Geld macht
hungrig, wie jeder weiß, auch nach der Beschreibung eines
weiteren Eingeborenen den nächsten Freßstand, wo wir uns
Ekel-Pommes, Hamburger und irgendeine Soße mit Bröckchen
drin genehmigten. Die Soße mit Bröckchen drin hatte einen
holländischen Namen, wie der war, wissen wir nicht mehr. Ist auch
nicht schlimm, den bräuchten wir sowieso nur, um die Nachwelt vor
diesem Gericht zu warnen. Auf unserem weiteren Weg lockte
zunächst die Autobahn mit verräterischen 54 Kiome (die
Göttin der Langstrecke) bis nach Zierikzee. Doch leider war diese
Straße für Radler nicht zur Benutzung gestattet. P.G. (mal
wieder) Und die Landstraße gab es ja auch noch, und die war mit
ca. 80 Kiome doch noch um ein ganzes Stück länger. Gegen
Sonnenuntergang erreichten wir Made, eine Stadt, in der wir uns einmal
kurz verfuhren, weil eine Baustelle den Weg versperrte. Dann kamen wir
auf einen langen, langen Radweg, der Klöcki zum Auswechseln
seiner Speiche einlud. Wir fraßen Kilometer, bis es
schließlich fast stockduster war und wir nach 20 Kiome hinter
der Speichenpanne eine Pause einlegten (Bild 33). Fas in völliger
Dunkelheit suchten wir noch den Campingplatz von Willemstad. Wir sahen
von ferne die Lichter einer Ölraffinerie und eine lange
Brücke, die wir am morgigen Tage zu überqueren hofften. Doch
vom Campingplatz war zunächst keine Spur. Dann war mit einem Mal
ein solcher ausgeschildert. Wir fuhren in Richtung des
Wegweisers. Einen Kilometer, zwei Kilometer, fünf Kilometer, aber
der Platz war noch immer nicht in Sicht. Mit einem Mal endete die
Straße und mündete in zwei Kieswege, die senkrecht zur
ursprünglichen Straße verliefen . Langsam kamen uns
Zweifel, ob wir noch auf dem richtigen Weg seien. Wir entschieden uns
zunächst für den linken Kiesweg, und siehe da, er
führte uns doch relativ schnell ans Ziel unserer Träume. Am
Campingplatz fanden wir ein unbesetztes Büro und eine
Klingel. Vorsichtshalber klingelten wir einmal. Und bereits wenige
Sekunden später kam auf einem Hollandrad der Mann angefahren, mit
dem wir noch gerade eben in der Gegensprechanlage, die zu unserer
Überraschung neben der Klingel war, geredet hatten, um die Ecke
gefahren. Wir erledigten die Formalitäten, bauten das Zelt
völlig erschöpft und völlig im Dunkeln nahe den Duschen
auf und freuten uns auf deren Benutzung. Zwei Duschen gab es, und
sogar Warmwasser war vorhanden. Jedoch nachdem sich Andi schön
warm abgeduscht und von Kopf bis Fuß eingeseift hatte, war mit
einem Mal an heißem Wasser nichts mehr zu holen. Noch übler
erging es Klöcki, der vor der Alternative stand, entweder ganz
kalt zu duschen, oder gar nicht, oder zu warten, bis Warmwasser wieder
vorhanden war. Er entschied sich für letzteres. (Andi meint
natürlich, ihm sei es härter ergangen, weil er 10 min im
Kalten, nackt und naß, weil eingeseift warten mußte. Wer
jetzt das härtere Schicksal hat, ist Ermessenssache. Es mag ein
jeder Leser bla bla bla... ) Nach der schön kalten Dusche legten
wir uns noch kurz ins Zelt, um uns aufzuwärmen. Das Kochzeug
stand bereits draußen aufgebaut auf der Wiese. Und waren wir
alle beisammen eingeknackt. Lediglich Dirk und Klöcki wachten
nochmal kurz auf, um das Eßzeug reinzuholen und sich umzuziehen,
aber dann war engültig SENSE.
Tag 13: Dienstag, der 31.8.1995 - Willemstad-Den Osse
Tagesstrecke | 61 km
|
Gesamtkilometer | 1217 km
|
Abfahrtszeit | 13:00 Uhr
|
Ankunftszeit | 16:44 Uhr
|
Zeit | 3:44 h
|
Fahrzeit | 2:45 h
|
Durchschnitt (mit Pausen) | 16,5 km/h
|
Durchschnitt | 22,2 km/h
|
Maximum | 37,9 km/h
|
Notizen
Ausräumen, Supermarkt? neee! Schlafen ein 1 Uhr
END_NOTS
Ereignisse
Als Andi aufwachte und aus seinem Schlafsack herauskroch, war
er sehr verwundert, daß er immer noch seine Jeanshose und seinen
Pullover anhatte. Dirk und Klöcki versicherten ihm glaubhaft,
daß sie ihm garantiert seine Kleider nicht wieder angezogen
hätten, sondern er einfach so ohne Worte weggeknickt
war. (Schäm dich, Andi, schäm dich!) Als Andi mit Wundern
fertig war, gingen wir zur Erledigung menschlicher Bedürfnisse
(Zähneputzen, Duschen etc.) in den Duschraum, mit dem uns von
gestern noch selige Erinnerungen verbanden. Dann suchten wir den dem
Campingplatz angegliederten Supermarkt heim / auf. Er bot, trotz
seiner erstaunlichen Kompaktheit (nur ein Container!) ein
überraschendes Sortiment. Wir probierten zum ersten und nicht zum
letzten Mal in unserem Leben einen Dubbeldrank und außerdem noch
die holland-typischen Gummibrötchen. Nach dem ausgiebigen
Frühstück auf einer Parkbank beim Spielplatz, der genau
gegenüber von unserem Zelt war bauten wir vollgefressen unser
Zelt ab (Bild 34) Andi fotografierte (Bild 35) sein Rad im optimal
bepackten Zustand(Bild 37) und trank (Bild 36). Klöcki trank
ebenfalls (Bild 38). Dirk pennte in der etwas brüchigen
Schiffschaukel (Bild 39) und verfiel in eine depressive Phase (Bild
40). Bald darauf machten wir uns auf den Weg und kamen bis nach
Willemstad, wo wir ein Touristenehepaar nach dem Weg auf den Damm
befragten und denselben nach deren Auskunft auch direkt fanden. Die
Windkraftwerke, die den Damm schmückten, liefen leider in der
falschen Richtung, anders ausgedrückt, wir hatten schon ein
bißchen Gegenwind. Dann fuhren wir ein Stückchen geradeaus
und waren an der Abzweigung Richtung Overflakkee, eine Insel, die wir
ebenfalls noch zu queren hatten. Wir fuhren hochmotiviert (wie immer?)
kreuz und quer über die Insel und erreichten. Kurz vor dem
Grevelingendamm, der uns bereits auf "unsere Insel" führen
sollte, legten wir nochmal eine kurze Pause ein, um uns auf den uns
erwartenden Gegenwind (eher Gegensturm) einzustellen. Einige
Scheibenkäse und -wurst fanden den Weg in unsere
gefräßigen Mäuler, und deren Verpackung "vom Winde
verweht...". (Und Klöcki wird dieser Tage gerade Mitglied bei den
Grünen - oh je...) Und dann ging es auf in den Kampf. Der
Gegenwind fraß uns fast die ganze Zeit, die einzige Pause
gönnte uns eine Ziehbrücke am Ende des Damms, die "leider"
gerade einen Dampfer durchlassen mußte. Ohne weitere Pause
fanden wir den Weg bis ans Haus. Noch in Brouwershaven trafen wir
Conny und Uli, das andere Tante-Onkel-Paar von Klöcki... unser
erstes Anliegen war die Benutzung der Waschmaschine... doch das haben
wir später doch nicht gebraucht. Klöcki hoffte noch, seine
Tante und seinen Onkel, von denen wir das Haus "vermietet" (=geliehen)
bekommen hatten (An dieser Stelle herzliche Grüße an die
beiden, und vor allem herzlichen Dank!), zu treffen, aber sie waren
nicht mehr da, dafür lag ein Anleitungszettel, ein Schlüssel
und nochmal 50 Gulden (wie gesagt, vielen Dank) auf dem Tisch. Nachdem
wir uns unser Domizil für die kommende Woche angeschaut hatten,
begannen wir, unsere Räder endgültig abzuladen (gutes
Gefühl, das!) Welche Massen wir dabeihatten, zeigen die Bilder 41
bis 45. Welche Massen wir dabei hatten, zeigt ganz speziell das Bild
46, das das gesamte ausgebreitete Gepäck von Andi "auf einen
Blick" darstellt. Dann machten wir uns daran, uns jeweils ein Zimmer
auszusuchen (Dirk: zugewiesen zu bekommen - wer halt am kleinsten ist,
bekommt nun mal das poplige Etagenbett, da kann man nichts machen!
Dafür war er der einzige, der auf zwei Etagen gleichzeitig liegen
konnte. Dann lief Klöcki ins Dorf, um allen die gute Ankunft des
Radlerteams zu verkünden. Oma, Onkel, Tante, Mama und Papa gaben
sich äußerst beglückt. Dann machten wir uns mit
offiziellem Segen einige von den gebunkerten Konserven zu eigen,
insbesondere einen Mega-Pack Würstchen. Doch sie wurden auf dem
Herd einfach nicht warm, aber trotzdem stank irgendetwas
verbrannt. Schade nur, daß Klöcki die falsche Herdplatte
angemacht hatte, und diese bereits rotglühend war. Doch auf dem
einen oder anderen Umweg kamen wir noch zu unserem Abendbrot. Nach dem
Essen überzeugten wir uns noch, daß der Supermarkt wirklich
schon geschlossen hatte und vertagten kurzerhand das Einkaufen auf den
morgigen Tag. Dann genossen wir noch die neue Freiheit mit Duschen und
Fressen und Saufen und Sauberkeit und Nichtmehrfahrenmüssen und
Nichtmehrfrühaufstehenmüssen und
Nichtmehrzeltaufdenkopffallangst. Das taten wir bis ein (1) Uhr
nachts, dann gingen wir ins Bett. Habt ihr das gehört? Bett!
Bett, nicht Isomatte!
1.9.1995-7.9.95 - Den Osse
Notizen
Auf: 10 Uhr Ein: 23 Uhr - morgens Einkaufen Strand Sandburg
Drachen Fernsehen Gegessen Toasts 11 Uhr auf Ein: 4 Uhr morgens - Auf:
11.40 Uhr Ein
Ereignisse
Besonders motiviert standen wir am nächsten Morgen auf, denn eine
Nacht im Bett (s.o.) ist wirklich deutlich erholsamer als dieselbe
Nacht auf der Isomatte (zu diesem Zeitpunkt bemerken wir, daß
die Spanienradtour wohl nur im Zelt auf der Isomatte stattfinden wird
... puuh.). Sprüche wie "Die Zivilisation hat uns wieder" machten
die Runde. Doch selbst das half nicht gegen das dezente
Hungergefühl, denn Butler Albert war in Urlaub und so
mußten wir dann daran denken, uns mit Eß- und
Trinkbarkeiten einzudecken. Klöcki erinnerte sich noch von seinen
vorherigen Urlauben in diesem Haus an den Feriendorf-Supermarkt, und
so fuhren wir die 200 Meter bis dorthin - aber umsonst. Der Supermarkt
war um ein erhebliches geschrumpft, außerdem nur noch morgens
geöffnet und außerdem durch einen anderen,
größeren einen Kilometer weiter ersetzt worden. So fuhren
wir halt noch den Rest der Strecke bis zu jenem teuren Konsumtempel
und deckten uns dort mit allerhand Fressalien (u.a. M&Ms sowie die
obligatorischen Dubbeldranks) ein. Insgesamt kostete unser erster
Einkauf dort in die 150 Gulden, das sind ungefähr 150 Mark
(unglaublich!). Sowie wir mit unseren zwei Einkaufswagen vor der
Türe des Marktes standen, merkten wir, daß die
vorsichtshalber mitgebrachten Fahrradtaschen zum Transport von einem
Kasten Wasser, 10 Getränketetrapaks, zwei Packungen Fruchtzwerge,
diversen Joghurts, Cola, einem 3/4 Kilo Käse, Wurst,
Schokostreusel, Brötchen, Croissants, Chips, einem Kopf Salat,
Mars, Eiern, Nutella, Milch, Mammalada ("Amamaladaamahamaadahaam"),
Corn Flakes, Ketchup, Kaba, Toast und Schwarzjohannisbeerlimonade,
einer Packung Fruchtvla (dazu später mehr) kaum ausreichten. Wir
faßten gerade kühne Pläne wie wir unsere
Habseligkeiten bewachen sollten, während immer zwei den Krempel
"nach Hause schafften", und das in kleinen, transportierbaren
Portionen, als die Rettung in Form von Uli mit den Kindern Laura und
Ina im Kinderwagen anmarschiert kam. Er bot uns an, den Kombi zu holen
und unsere Waren zu unserem Haus zu fahren. Bei so einem Angebot
konnten wir nicht widerstehen. Während der Fahrt lud uns Uli
bereits für den nachfolgenden Tag zum Abendessen ein. Daheim
angelangt, befielen uns zunächst leichte Zweifel über das
Fassungsvermögen unseres Kühlschranks - aber wir haben alles
reingequetscht bekommen (Bild 47). Danach gönnten wir uns ein
königliches Frühstück im Freien bei bestem Wetter (Bild
48, 49) Toast aus dem flugs ausgepackten Toaster, Kaba und all dem,
was man in einem Zelt nicht hat. (Spanien ruft!) Nachdem wir uns von
den unglaublichen Strapazen des Frühstücks erholt hatten,
fuhren wir los in Richtung Strand. Zuvor jedoch statteten wir noch der
nächstgelegenen Post einen Besuch ab und frischten unsere
Bargeldvorräte auf. An der Nordsee schließlich war mit das
erste, was wir vorhatten, eine gigantomanische Sandburg zu bauen. Wir
buddelten mit ungefähr allem, was im Umkreis von ein paar hundert
Metern herumlag, darunter Bretter mit Nägeln, Bretter ohne
Nägel, Äste usw. usf., ein tiefes Loch mit einem hohen Wall
drumherum. Dirk gab als erster auf und beschäftigte sich mit dem
Steigenlassen des Drachens. Wenig später kehrte er zum Buddeln
zurück, doch der Drache stieg und stieg. Später sah er noch
einmal nach dem Drachen. Als er an der Stelle angelangt war, wo er
noch vor 15 Minuten die Halteschnur des Drachens eingebuddelt hatte,
fing er plötzlich wie blöde an zu lachen. Denn der Drachen
hatte sich dünnegemacht, aber er war nicht allzu weit gekommen
(Bild 50). Er tauchte in kurzen Abständen hinter den Dünen
auf, um kurze Zeit später wieder dahinter zu verschwinden. Dirk
und Klöcki eilten sofort und vor allem ohne Schuhe in die
stachligen Dünen. Sie erreichten die Schnur des Drachens und
Klöcki landete den Drachen sicher in einem besonders hohen
Busch. ("Das war so knapp!") Mit zerstochenen Füßen kamen
sie zurück zum Strand, um Schuhe zu holen. Während Dirk die
Schnur festhielt, kraxelte Klöcki durchs Gestrüpp und
befreite schließlich den Drachen. Dirk zog ihn ein und fortan
hatten wir genug vom Drachensteigen. Wir beschäftigten uns dann
noch eine ganze Zeit mit Bungee-Jumping von den Dünen, ohne Seil
und ohne Red Bull ("verleiht Flüüügel!") (Bild 51-53)
Da es kälter, später und dunkler wurde, traten wir die
Heimfahrt an. Zuhause packten wir aus und duschten uns
genüßlich den Sand vom Leib. Dann machten wir uns zum
Abendessen richtig luxuriösen Toast mit Käse, Ketchup,
Salat, Kalorien und Salami (Bild 54). Danach gaben wir uns
ausführlich das holländische Fernsehprogramm, wir guckten
sogar den Anfang von Total Recall an, aber nach 20 Minuten war der
Spaß schon vorbei, denn dann hätte man einen Decoder
für den verschlüsselten Kanal gebraucht, auf dem der Film
fortgesetzt wurde. Um elf Uhr segneten wir die Bettkante. Am
nächsten Tag war das Wetter nur am Morgen toll, der Nachmittag
war ziemlich verpißt, so daß uns nach dem
Frühstück (Bild 55) nur das Vergnügen mit den
vorhandenen Brettspielen (u.a. Roulette, Monopoly etc. usw. usf.)
verblieb. Außerdem wurde ein großer Vorrat an Lustigen
Taschenbüchern entdeckt - der Tag war gerettet. Gegen 18 Uhr
holte uns Uli zum Abendessen. Wir unterhielten uns noch eine ganze
Weile mit Conny und Uli, später brachte Klöcki dann Laula
(alias Laura Zappe) ins Bett, las ihr noch eine Stunde lang
Geschichten vor und beantwortete viele Fragen, die meisten davon mit
dem Wortlaut: "Warum?" oder "Das darf man doch nicht?" (Das lag
allerdings mehr an der bescheuerten Geschichte.) Bevor Uli uns dann
wieder nach Hause fuhr (gegen 23 Uhr), stellte er uns noch zwei
schwere (?) Aufgaben, zum einen das Ostfriesen-Abitur und zum anderen
das Zahlenquadrat.
Ostfriesen-Abitur
1. Ergänzen Sie die folgende Zeile logisch:
M D M D _ _ _
2. Stellen Sie die folgende mathematische Aufgabe mit nur einem Strich richtig:
5 + 5 + 5 = 550
3. Schreiben Sie in dieses Feld irgendetwas :
4. Zeichnen Sie ein Quadrat mit drei Strichen:
Für jede richtig beantwortete Frage erhalten Sie 25 Punkte. Bestanden bei 50 Punkten innerhalb einer Minute.
Zuhause angelangt, setzten wir unsere abgebrochene Partie Monopoly
fort (Bild 56), und als wir danach (ca. 2.30 Uhr) wieder Hunger
verspürten, machten wir uns halt noch was zu essen. (Bild 57, da
war's 2:55, wie man auf der Uhr leicht erkennt) Um vier Uhr waren wir
dann glücklich im Bett. Die nächsten Tage liefen in etwa
genauso, mal empfingen wir Conny, Uli, Laura und Ina zu Besuch (Bild
58), mal spielten wir Boccia, mal aßen wir tiefgefrorene
M&Ms, mal machten wir die dabei entstandene Sauerei weg (Bild
59). Auch Andi ließ sich dazu hinreißen, zu duschen (Bild
60). Da wir beinahe jeden Tag später ins Bett kamen, wurde die
Müdigkeit immer größer (Bild 61). Conny und Uli hatten
uns außerdem noch ihre Dauerkarten fürs Schwimmbad
geliehen, weil sie mit den Kleinen sowieso nicht dorthin gehen
konnten, und so verbrachten Andi und Klöcki einen Tag im Wasser,
Dirk jedoch war zu müde (offiziell) / zu faul (inoffiziell), um
mitzukommen. In diesem Schwimmbad stand ein Airhockey, so ein
ähnliches Gerät, wie wir es schon in Ungarn gesehen und
benutzt hatten. Als Andi dann Klöcki fragte, was er wohl als
Jahresarbeit fürs TG machen solle, antwortete dieser
scherzeshalber: "Mach doch ein Airhockey." - Man wird in den
nächsten 1,5 Jahren sehen, was daraus wird, das Grundgestell ist
heute fertiggeworden. - Zurück aus dem Schwimmbad weckten wir
Dirk und richteten ein leckeres Nudelgericht mit einer
Käse-Tomatensoße (Bild 62). Den restlichen Abend
beschäftigte uns die Planung des Airhockey. Bleistift, Lineal und
Papier waren da, und die ersten Zeichnungen entstanden. Pläne
wurden gemacht und verworfen, bis schließlich das Gerät in
seiner vollen Pracht vor unser aller geistigem Auge schwebte, doch bis
es so weit war, brauchten wir noch einige Tage an Planungsarbeit. Die
Zeit verging wie im Fluge. Einmal fuhren wir nach Brouwershaven,
aßen dort einen frischen Hering (Andi nicht: IGITT!), Andi
bevorzugte es, das Geld in ein Spielautomaten einzuwerfen und es (was
auch sonst) zu verlieren.
Zwischendurch verbrachten wir auch einmal ein paar Stunden auf dem dem
Ferienpark angegliederten Spielplatz, um dort Boccia, Frisbee,
Volleyball, Jonglieren und Federball, außerdem die vorhandenen
Wippen, Rutschen und Schaukeln ausprobierten. Die meisten dieser
Aktivitäten scheiterten dank dem mächtigen Wind, so
daß wir nach einiger Zeit frustriert heimwärts
marschierten. Da wir das in Strümp gekaufte Kettenfett nicht
durch drei teilen konnten, machten wir uns dann noch an einem
Nachmittag einen Spaß daraus, mit der Spraydose einen
Flammenwerfer zu basteln (der auf der Terrasse auch seine Spuren
hinterließ).
Ein anderes Mal fuhren wir ebenfalls mit dem Fahrrad die 15 km nach
Renesse, wo wir u.a. in einem großen Baumarkt-ähnlichen
Geschäft eine vernünftige Frisbee erstanden, außerdem
sahen wir uns ein Indianergeschäft an, und gingen dann zum
Strand. Dieser Strand war erheblich größer als derjenige,
den wir zuerst kennengelernt hatten. Wir warfen eine Weile die Frisbee
hin und her. Andi schaffte es sogar, die Frisbee so fest zu werfen,
daß sie unkontrolliert aufs Meer zuflog und von Dirk nur mit
letzter Not zu stoppen war. (Diese Not war zum Teil selbstproduziert,
denn hätte er seine Verfolgungsjagd etwas geplant, wäre er
nicht dreimal im Kreis gerannt.) Dann bauten wir je eine Pyramide,
Klöcki die kleinste, Dirk die mittlere und Andi die
größte. Klöcki war zuerst fertig, also setzte er noch
eine kleine Sphinx (oh ist die süß!) daneben. Kairo
wäre bei dem Anblick der Pyramidenlandschaft glatt neidisch
geworden. Dann wurde es langsam dunkel und wir mußten nach
Hause, aber wir planten fest, am nächsten Tag noch einmal diesen
Strand aufzusuchen. Zu abend aßen wir an diesem Tag in einer
Pizzeria in Renesse. Daß wir vom selben Team waren, merkte die
Bedienung auch daran, daß wir alle das gleiche bestellten.
Zahlenquadrat
Ergänzen Sie Rechenzeichen, so daß die Aussage stimmt!
1 _ 1 _ 1 = 6
2 _ 2 _ 2 = 6
3 _ 3 _ 3 = 6
4 _ 4 _ 4 = 6
5 _ 5 _ 5 = 6
6 _ 6 _ 6 = 6
7 _ 7 _ 7 = 6
8 _ 8 _ 8 = 6
9 _ 9 _ 9 = 6
10 _ 10 _ 10 = 6
Am nächsten Tag fanden wir dank der Motivation, zum Strand zu
gehen recht schnell aus dem Bett und wir konnten bereits gegen ein Uhr
(!) nach Renesse aufbrechen. Doch vorher mußten wir uns noch um
Geldvorräte und die Rückfahrkarte kümmern, beides
erledigten wir in Touristen-Post-Informationszentrum. Die Abhebung vom
Postsparbuch funktionierte reibungslos, jedoch der Fahrplan der
Züge ab Rotterdam war den Damschaften am Schalter nicht
zugänglich. Und so verwiesen sie uns an eine schweineteure
Telefonnummer, die für 50 Cent die Minute ein freundliches "Bitte
warten" und letztlich die Information, daß wir doch die
Auslandsbahnauskunft anrufen sollten, herausgab. An der
Auslandstelefonnummer wurde nicht so viel Geld verlangt, aber
dafür war die Warteschlange viel länger. Ungefähr 10
Minuten tönte aus der Hörmuschel nur: "Er sin noog twee
wartenden voor ui." ("Es sind noch zwei Wartende vor ihnen.") Doch
schließlich bekamen wir die gewünschte Info und unserer
Fahrt zum Strand stand nichts mehr im Weg. Wundersamerweise kamen wir
trotz des immensen Gepäcks (ein Spaten, eine Militärschaufel
und noch zwei Spielzeugschaufeln) heil am Strand an, und wir begannen
sofort mit der Planung für die Pyramide. Die ungefähren
Ausmaße wurden abgesteckt, und dann wurde
geschaufelt. Zwischendurch spielten wir auch nochmal
Frisbee. Außerdem holte Klöcki von einem Kiosk noch was zu
trinken, und wir bauten das schon von gestern geplante
Hosenmodell. Dieser arme, kopfüber im Sand steckende Mensch (Bild
63-65) zog massenweise Besucher an, manche fotografierten sogar ihre
Kinder davor. Irgendwann spät am Abend wurde die Pyramide dann
fertig und von einem selbstgebastelten Holzstativ aus fotografiert
(Bild 66-68, und von weiter weg den Strand 69f.). Stolz zogen wir vom
Strand ins nächste Hamburgerlokal und von dort aus nach
Hause. Der nachfolgende Tag wartete mit Putzarbeit auf uns. Andi
verdünnisierte sich nochmal nach Renesse, weil er hoffte, aus dem
Indianergeschäft eine Käppi zu ergattern, aber dieses blieb
leider hartnäckig wie die Tage zuvor geschlossen. Daraufhin fuhr
er mit seinem Fahrrad am Strand entlang bis zur Pyramide, die noch in
ihrer vollen Größe, aber ein wenig verziert dastand (Bild
71). Währendher wischten Dirk und Klöcki den gesamten
Innenraum des Hauses (Bild 72-74). Gestaubsaugt wurde auch. Das Haus
war wie geleckt und wir packten bereits für den folgenden Tag
zusammen. Am Abend fuhren wir noch zu den Zappes, wo wir Pizza
vorgesetzt bekamen, die wir zuvor mit Uli in Renesse in "unserer"
Pizzeria geholt hatten. Dies bot Gelegenheit, um Uli auch die Pyramide
zu zeigen. Beim Abendessen bot letzterer außerdem an, uns morgen
samt Fahrrädern nach Rotterdam zu kutschieren. Wir ließen
uns nicht lange bitten. Klöcki brachte noch obligatorischerweise
Laura ins Bett ("Warum?"), und dann hieß es auch für uns
Kräfte tanken für die anstrengende Heimfahrt.
Freitag, der 8.9.95 - Den Osse - Singen (Htw.) Hbf
Ereignisse
Bereits um sieben waren wir alle miteinander wach, und
bereiteten unseren Krempel für die Abfahrt vor. Auch das Bad
wurde noch schnell gründlichst geputzt. (Mit dem Spray in der
Mitte stehen, sich langsam im Kreis drehen und einfach nur
sprühen!) Dann kam auch schon Uli (von dem Bild 75 stammt) mit
dem Kombi und wir verluden Räder und Gepäck. Dann fuhren wir
zum Zappe'schen Anwesen, wechselten das Auto und fuhren nach
Zierikzee. Von dort aus fuhren Andi und Dirk mit dem Bus nach
Rotterdam, während Klöcki mit Uli im Auto fuhr. Panik brach
aus, daß wir wohl den richtigen Zug nicht mehr erwischen
würden, denn die beiden im Auto gerieten in einen Stau. Andi und
Dirk stiegen derweil gerade irgendwo aus ihrem Bus und hatten
keinerlei Planung, wo sie denn wohl seien. Nach einigem Hin- und
Hergerenne fanden wir den richtigen Schalter, wo eine nette Frau uns
den Fahrkartenautomaten und uns die richtige Karte zum Rotterdamer
Hauptbahnhof zeigte, und uns sogar den richtigen Bahnsteig anwies. Nur
20 Minuten vor Abfahrt des Zuges erreichten alle miteinander den
Hauptbahnhof. (Bild 76 - das letzte Bild dieser Radtour) Klöcki
rannte sofort zum Fahrkartenschalter, während die anderen das
Gepäck ausluden. Er wurde im Bahnhof zunächst in eine andere
Schalterhalle gejagt, dort durfte er zunächst eine Nummer
ziehen. Diese Nummer hatte allerdings keinerlei Aussicht darauf, in
den nächsten drei Stunden dranzukommen, weil bereits so viele
Wartende vor ihm da waren. In letzer Minute fiel ihm auf, daß
man für Züge, die innerhalb von 30 Minuten abfahren, eine
andere Nummer braucht. (Scheiße ja, das war alles
holländisch da drinnen!) Ping machte es, und seine neue Nummer
wurde sofort aufgerufen. Die Fahrkarten wurden gekauft, Klöcki
machte das HB-Männchen, während die Tussi hinter dem
Schalter gemächlich die Züge zu reservieren versuchte, was
dank des Computers scheiterte. So schickte sie uns dann, nachdem ich
sie mehrmals zur Eile angehalten hatte, ohne Reservierungen los. In
Windeseile gaben wir die Fahrräder auf, weil die Zeit nicht
reichte, ließen die freundlichen Bahnbeamten uns sogar die
Räder zu ihnen ins Büro schieben. Dann rannten wir sofort
mit dem ganzen Gepäck zum Gleis 13 a, wo bereits unser Zug mit
offenen Türen stand. Wir hechteten hinein, die Türen
schlossen sich und wir hatten unseren Zug noch erwischt. Der erste
Zug, mit dem wir fuhren, war ein doppelstöckiger bis nach
Amsterdam, von dort aus bis nach Köln mit einem deutschen
Intercity, in dem ein Zollbeamter in Zivil einen Ausländer
filzte. ("Guten Tag, kommen Sie bitte mal mit."), dann mit noch einem
Intercity den Rhein entlang bis nach Mannheim (in diesem Intercity
saßen wir die meiste Zeit auf dem Gang, während im Abteil
Sekt verteilt wurde, und als die Sekt-Tussen weg waren, konnten wir
uns endlich ins Abteil sezten), in Mannheim schließlich war
unser ICE "Steinhuder Meer" bis nach Stuttgart schon abgefahren, so
daß wir den Interregio nehmen durften, und schließlich ab
Stuttgart bis nach Hause in einem Bummelzug. (In Stuttgart am Bahnhof
haben wir noch zu Hause angerufen und in einem McDo Umsatz gemacht.)
In Singen angekommen, sanken wir in die Arme unserer (teilweise
heulenden) Eltern.
Diese Radtour war für uns alle ein geniales Erlebnis, das wir mit der Spanienradtour 1996 noch fortsetzen möchten ... noch länger, noch schneller, noch weiter...