Die Donauradtour 1994 - das Buch

Gesamtstrecke: 1304 km · Dauer: 11 Tage · Durchschnittliche km: 118,5 · Durchschnittliche Zeit: 5.45 h am Tag reine Fahrzeit

Tag 1: 24.07.1994 Singen - Erbach "Der Marathon"

Tagesstrecke189 km
Gesamtkilometer189 km
Abfahrtszeit9:00 Uhr
Ankunftszeit23:15 Uhr
Fahrzeit14:15 h

Ereignisse

Morgens, 8.30 Uhr vor dem Singener Rathaus: Treffpunkt. Nach ein paar Fotos und langwieriger Verabschiedung ging es endlich zu fünft los. Nach endlosen 5 km verfuhren wir uns zum ersten Mal. (Das war in Hausen) Weitere 13 km später fehlte die erste Schraube, kein Problem, das hatten wir schnell repariert. Danach ging es endlich bergauf. Doch leider falsch. Das waren ungefähr 1,5 km und 100 Höhenmeter ... zuviel. Also, wieder runter (---> Saus! Das war schön...) Der "richtige" Berg war zwar nicht so steil wie der "falsche", aber dafür knapp 7 km lang. Ungefähre Aufstiegreihenfolge:
Dirk . Andi . Klöcki ............. Stefan ....................... Christian
Erste Schwächeerscheinungen sowie beginnende Dextro-Energen-Sucht zeigten sich am Gipfel des Wittoh. Nach 450 Höhenmetern ging es dann in 5 Kilometern... nicht nur (ächz) ... bergab bis Tuttlingen an die Donau.
Nach allgemeinem erleichterten Aufatmen ging's weiter bis zur ersten Rast vor Stetten a. d. Donau, wo Dirk mit Getreide seinen "Back-to-nature"-Trip begann. Allen schmeckte das Mittagessen (Brote,Weizen) gut, naja, bis auf Klöcki (Budapest-Salat, schlabber, weich, fettig, igitt. Bemerkung: Der wanderte in Zirgesheim auf den Müll.) Dann rein ins Donautal (Bild 2) , bergrauf, bergrunter, bergrauf, berg... Christian klagt über akute Schwächeanfälle, andere wiederum über zu lange Pausen. Als auch der Rest dann von den Bergchen genug hatte, wechselten wir auf die Landstraße bis Sigmaringen (Bild 1), wo die zwei Plagemanns dankend die Dienste der Deutschen Bundesbahn Richtung Heimat in Anspruch nahmen. Ab da ging es schnurgerade und eben voran. In Riedlingen genehmigten wir uns Gola mit Gebap. Dann fuhren wir der Reihe nach Wegweisern vorbei "Ehingen 11km" "Ehingen 17km" und "Ehingen 5km". Die Andreas's kurz vor Zusammenbruch. Wir waren 30 km lang immer 5 km von dem Ziel entfernt, bis wir in Erbach (lechz!) mitten in der Nacht über die Bundesstraße ankamen. Zelt im Garten von Andis Oma aufgebaut, und nix wie zum Essen suchen (23.30 h!) Nur eine Bar hatte noch offen, wo wir uns genüßlich einen Salat, ein Eis und VIEL zu trinken eingeworfen haben. Bezahlt, gegangen, geschlafen. Gute Nacht.

Tag 2: 25.07.1994 Erbach - Zirgesheim "Dirk, der Freßsack"

Tagesstrecke120 km
Gesamtkilometer309 km
Abfahrtszeit12:00 Uhr
Ankunftszeit21:00 Uhr
Fahrzeit9:00 h

Ereignisse

Wir haben uns kräftig ausgeschlafen, bis uns Andis gartenaktive Oma uns zum Frühstück weckte. (Bild 3) Nach reichlichem Frühstück und kurzem Sch-Wimmen (!) im Erbacher Baggersee... gab's Gulasch. "Dirk the Freßsack" baggerte gleich drei Teller in sich hinein, während Andi und Klöcki kaum etwas hineindrückten. Mit RANDVOLLEM Ranzen fuhren wir in voller Hitze bis Ulm. Pause. Andreas Klöckner bildete sich, ein, das Ulmer Münster beklettern zu müssen, was selbiger dann auch tat. Nach 1.15 h war der damit fertig, total fertig, die anderen beiden aber ausgeruht. In noch größerer Hitze folgten wir dem Donauradweg ohne weitere Ereignisse bis Gundelfingen (18.00h, also kurz vor Ladenschluß), wo wir diesen verließen, um in einem depot-Markt Abendbrot (Dosen) einzukaufen. Danach blieben wir auf der B16 über Dillingen bis Donauwörth, wo sich das Ende der Etappe befand. Auf Zeltplatzsuche kamen wir bis Zirgesheim, wo uns das erste Mitglied des Vereins "Opis gegen Radfahrer e.V." an den lokalen Sportplatz verwies. Der Empfang dort war nicht sehr freundlich. Nach einigem Hin & Her erlaubte man uns doch, auf einer Wiese zu kampieren. Schließlich durften wir sogar das Clubheim mit Wasser, Duschen (Bild 5), Kühlschrank und Klos benutzen. (Welch ein Luxus!) Nach einer Brause gab's das erste Mal Futter vom Gaskocher und eine Wassermelone. (Bild 4)

Danach der erste Anruf daheim und zum krönenenden noch auf ein Eis nach Donauwörth. Eis? Dirk nutzte die Gelegenheit, sich Alkohol in Form von Whiskyküchelchen reinzuziehen, worauf er wirres Zeug redete und ihm Geradeausfahren sichtlich ... schwer fiel. Gute Nacht um 24.00 Uhr.

Tag 3: 26.07.1994 Zirgesheim - Kelheim "Opis gegen Radfahrer e.V."

Tagesstrecke120 km
Gesamtkilometer429 km
Abfahrtszeit12:00 Uhr
Ankunftszeit20:45 Uhr
Fahrzeit8:45 h

Ereignisse

Nach 9 Stunden Schlaf wuschen wir uns kurz (das sollte danach morgens nur noch selten passieren ...) und packten's bis Marxheim, wo wir uns aus den kläglichen Vorräten eines dusteren, schmutzigen und ekelhaften Tante-Emma-Lädelchens ein Frühstück bastelten. Klöcki vergaß seine Handschuhe, was ihn drei Kilometer später zum nochmaligen Genießen der Strecke bis Marxheim veranlaßte. (Grrr... Ärger...) Bis Ingolstadt, das sich durch den ersten größeren Stausee zu erkenn gab, fuhren wir ohne größere Pannen weiter. In der Fußgängerzone bot uns ein McDo seine kalorienreichen Dienste an. (die wir gerne in Anspruch nahmen) 1 1/2 Stunden Pause, danach ging's durch das langweilige Ingolstädter Industriegebiet mit Öltanks, Pipelines, mehr Öltanks und Schloten weiter. In Vohburg wiederum ausgiebiges Einkaufen im Penny-Markt, ab wo uns auch eine Ananas begleitete. Aber nicht nur die, sondern, wie fast jeden Tag, immer ein wenig zu viel. Weiter bis Bad Gögging, wo wir uns ... mal wieder... verfuhren. Zurück auf dem richtigen Weg, vorbei an meterhohen Hopfenfeldern fuhren wir bis Weltenburg, wo uns der Donaudurchbruch an der Weiterfahrt hinderte. Wir entschieden uns für die erwartete Dampferfahrt. An einem kleinen Kiosk erwartete uns der zweite von "Opis gegen Radfahrer e.V.", der uns zuerst ein Zimmer und dann eine Bootsfahrt andrehen wollte. Über eine Treppe schleppten wir die Fahrräder zum "Anlegeplatz", der hauptsächlich aus Steinen und Müll bestand. Viel später kam Nummer drei von "Opis gegen Radfahrer e.V.", der uns gerne für schlappe 10,- DM (pro Person und Fahrrad!) 3 km donauabwärts am Ufer absetzte. (Bild 6, 7) Im landschaftlich tollen Donaudurchbruch faselte er irgendwas von Prinzen, Brüdern und Löwen, was aber keiner genau verstand. Die weitere Fahrt bis Kelheim war problemlos, wo wir unsere Räder aus dem Boot über einen Kiesweg auf einen Trampelpfad schleppten, von wo wir bis Kelheim selber fahren durften. In Kelheim selber campten wir dann mitten in der Stadt, nachdem wir Dirk in mühseliger Kleinarbeit davon abbrachten, weiterzufahren. Außerdem feierten wir die geschafften 400 km mit der Ananas, Bohnensuppe und Eierspaghetti, deren Genuß allein durch zwei vermeintliche Wachmänner gestört wurde. (Wir hatten dauernd Angst, man könne uns vom "Zeltplatz" werfen.) Andi ging danach noch in die Stadt, um einen Polizisten niederzumähen, einen trinken zu gehen und dann wieder zurückzukommen, wo die anderen beiden im Zelt fast schon schliefen. Gute Nacht, es war 23.30 Uhr.

Tag 4: 27.07.1994 Kelheim - Bogen "Der Fraß der Bremsen"

Tagesstrecke105 km
Gesamtkilometer534 km
Abfahrtszeit8:30 Uhr
Ankunftszeit21:00 Uhr
Fahrzeit12:30 h

Ereignisse

Geweckt wurden wir von ein paar Herrschaften & einem Hund, die lautstark über unseren Zeltplatz meckerten ("Was sich die Leute heutzutage ... Blabla"). Wir beeilten uns, den gastfreundlichen Ort zu verlassen. Ein lockerleichter Umweg brachte uns zu einer Brücke, die wir über eine sehr lange und steile und vor allem hohe Treppe bestiegen. Dann kümmerten wir uns unser Frühstück, das wir in einem EDEKA-Laden und einer Bäckerei besorgten. Zum ersten Mal ein leckeres und "richtiges" Frühstück mit süßen Stückchen und und und... (Schleck.) Auf dem Kirchplatz von Kelheimwinzer warfen wir uns unser viel zu reichliches Morgenmahl ein. Insbesondere hatte Dirk drei Kilo Trauben gekauft, die ihm Schwierigkeiten machten. Aber das Frühstück haben wir trotzdem überlebt, also fuhren wir weiter, weiter und weiter, bis uns in Poikam eine Baustelle mal wieder auf die Landstraße zwang. Weiter ging's bis Regensburg, das uns eine Pause bescherte. Wir knallten uns auf eine Bank am "Rhein" (Originalton Andi), verzehrten ein Eis und schauten den Schiffen und anderen Dingen, die da vorbeikamen (...) nach. Auch eine Restaurant-Toilette fand unsere besondere Beachtung. Auch die schönste Pause ging zu Ende, und wir fuhren weiter. Die nächste Sehenswürdigkeit war Walhalla (Bild 8) , wo wir uns Sonnencreme ins Gesicht schmierten. Aber vergeblich, denn wir (Dirk + Klöcki) gingen wenige KM's später sch-wimmen und nahmen an einer einsamen Würstlbude Fleischkäs und einen halben Liter (lechz) Apfelschorle zu uns. Aber auch das Badengehen war vergeblich, denn 28 000 Meter später überraschte uns ein plötzliches Gewitter. Wir retteten uns unter das Vordach eines Sägewerkes. Gott sei dank hörte es bald wieder und wir konnten unsere archäologische Ausgrabungen im Kies sausenlassen und trocken weiterfahren. Wenig später begegnete uns der nächste von "Opis gegen Radfahrer e.V.", der uns an einen ultraneuen Radweg, der da vorne gleich links anfangen sollte. Pustekuchen. Der ultraneue Radweg war leider noch nicht gebaut. Statt dessen überrraschte uns ein freundlicher, löchriger, stark bewachsener Feldweg und einige Tausend Bremsen. Andi machte kurzerhand den Abgang vom Rad. Wir kämpften uns vor bis zu einem breiteren Feldweg, der in einen noch breiteren (Feld), und der wiederum auf einem geteerten mündete. Völlig abgestrampelt und zerstochen erreichten wir Bogen, wo Klöcki den Verlust zweier Speichen feierte. Wir sahen einen langhaarigen Radler, den wir später "Big Freak" taufen sollten. Ein Stückchen hinter Bogen wies uns ein Bauer ein Riesen-Feld zum Campen zu. (Bild 9) Allerdings hinderte uns ein aufkommender starker Wind am Aufbau des Zeltes, zumindest eine Zeitlang. Dirk genoß einen Riesentopf Lüngerl, die außer ihm niemand mochte, die anderen beiden nahmen mit einer Dose B(äää)ohnen vorlieb, an der auch Dirk seinen Anteil hatte. Ein Licht an der nahegelegenen Donaubrücke veranlaßte uns zu einer genaueren Überprüfung, da wir ein Feuer (oder Außerirdische oder ...) vermuteten. Es war aber nur eine Halogenation (Halogenstrahler+Haluzination=Halogenation!). Na dann gute Nacht, es war kurz vor elf.

Tag 5: 28.07.1994 Bogen - Irring b. Passau "Jetzt aber LOS!"

Tagesstrecke88 km
Gesamtkilometer622 km
Abfahrtszeit12:15 Uhr
Ankunftszeit18:30 Uhr
Fahrzeit6:15 h

Ereignisse

Bevor wir losfuhren, mußte sich Andi schnell noch mitten auf der Wiese um ein paar braune Kilo erleichtern. Wie wir bereits wissen, hatte Klöcki ja eine "kleine" Radpanne, so entschlossen wir uns, vor dem Frühstück 23 km bis Deggendorf zu fahren, um dort vor dem Frühstück ein Radgeschäft zu bereichern, in dem wir, wie sich später herausstellte, Little Freak zum ersten Mal sahen. Außerdem kaufte Andi einen Speichenschlüssel. Wir gingen / fuhren in die Stadt und kauften in einer Bäckerei kiloweise Leckereien ein, die wir zum Leidwesen eines Mädchens auf einer Parkbank vertilgten (muß appetitlich ausgesehen haben...). In einem Penny-Markt kauften wir Vorräte an Limo und Wasser. Da wir die Mittagszeit abwarten mußten, um wieder an Klöckis Rad zu kommen, suchten wir uns eine Parkbank. Um 14.30 war es soweit, das Rad war fertig. Zusätzlich wurde noch ein Paar Hörner gekauft, die sogleich montiert wurden. Unterwegs hielten wir an einer Wirtschaft, wo wir Big Freak wiedersahen. Er trank Bier, wir aßen Eis. Wir gingen zu ihm hin. Eine Unterhaltung ergab, daß er auch bis Budapest radeln wollte. Ob er es geschafft hat, ist uns nicht bekannt. Einiges später erreichten wir Hofkirchen, wo wir Durst verspürten und diesen in einem Tante-Emma-Laden zu stillen suchten. Da entdeckte Andi einen Behälter voll mit Losen. Er konnte nicht wiederstehen. Naja, die anderen auch nicht. So kaufte jeder ein Los, womit wir wieder 2 gewannen, mit denen wir 10 gewannen, mit denen wir wieder 5 gewannen, mit denen wir alles verloren. Jedes Los war ein Risiko, nicht nur geldmäßig, denn wir mußten jedes Mal über eine Straße, die sehr unübersichtlich war. Unter dem Eindruck, alles verloren zu haben, machten wir uns wieder auf den Weg. Doch 500m weiter bot der nächste EDEKA-Laden eine neue Chance sowie ein nettes Sortiment an Dosen. (von denen wir einige mitgehen ließen) Die nächste und gleichzeitig für heute letzte Station war Irring. Weil wir uns nicht entscheiden konnten, ob wir noch bis hinter Passau fahren sollten, oder lieber auf dem dortigen Campingplatz übernachten. Wir entschieden uns nach viel Hin und Her für Letzteres. Also bauten wir unser Zelt auf, und auch Big Freak und Little Freak hatten sich ebendiesen Campingplatz auch ausgesucht. Wir duschten uns in "elektronisch überwachten" Duschen, von denen nicht viel übrig war. Das üble Essen mit der vertrottelten Bedienung, die nichts verstand, beschloß nach einem (Andi: langen) Anruf daheim den Tag in Ruhe und Frieden. Zumindest fast Frieden, denn gegenüber fingen Autoreisende an, ein Zelt aufzubauen. Doch der Autoanhänger gab noch viel mehr her. Ein kleines, ein großes Zelt, noch ein Zelt, einen Teppich, kurz, den ganzen Hausrat einer 7köpfigen Familie (Anmerkung: In das Auto paßten nur vier Leute.) Insgesa ooaaah. Insgesamt dauerte die Prozedur mindestens zwei Stunden. Good night, folks.

Tag 6: 29.07.1994 Irring - Abwinden "Die Chemie & Wir"

Tagesstrecke115 km
Gesamtkilometer737 km
Abfahrtszeit11:30 Uhr
Ankunftszeit21:30 Uhr
Fahrzeit10:00 h

Ereignisse

Morgens, 11 Uhr fuhren wir am Dreiflüsse-Campingplatz Irring ab, und kamen kurz darauf in Passau an, wo wir das erste Ortseingangsschild-Foto (Bild 10) machten. Durch die chaotische Innenstadt, wo wir uns fast verloren hätten, schafften wir es bis zu einem Bäcker, wo wir uns 10 Krapfen (!) kauften und zu einem McDo, wo sich Andi um ein (Klöcki: Kotz, brech) Eis beschwerte. Die Berliner machten uns zu schaffen, da sie in Bayern (Dirk: HmHm) mit Aprikosenmarmelade gefüllt sind, wie selten ein Frühstück. Aber auch das haben wir geschafft, und so lag als nächstes Hindernis noch die österreichische Grenze vor uns, für die wir uns erneut in einem Penny-Markt erfrischten. Dann: Die Staatsgrenze... Bewaffnete Söldnertrupps, Polizisten... Pah! Denkste! Wir überquerten die grüne (!) Grenze ins liebe Bruderland (Klöcki: Aha!) und fuhren auf einem malerischen Radweg bis zu einer Fähre, wo uns anscheinend das erste Exemplar von "Omis gegen Radfahrer e.V." gegen viel Geld ("Chlar doch nähmen wir Deemark.") übersetzte. Drüben angekommen überlegten wir uns, daß es eine gute Idee sei, langsam Schillinge zu besorgen, es war ja auch erst 16.00 Uhr. Wir planten die "Geldwäsche" für Aschach. Dort angekommen, teilte man uns auf der Post mit, daß vor 5 Minuten die Kasse geschlossen worden sei, wir aber unsere restliche deutsche Barschaft auf der Sparkasse eintauschen sollten, naja, immerhin 60 DM, für's Abendessen hat's gereicht. Apropo Abendessen: Klöcki leistete sich eine sehenswerte Getränke-Umfüll-Nummer (Bild 11). Der nächste gute Rat der Postler bezog sich darauf, daß die Post in Linz noch bis spät in die Nacht geöffnet sei und wir dort Geld bekommen könnten. Also machten wir uns auf den langen Weg nach Linz, vorbei an vielen Wasserkraftwerken. Endlich dann, hinter einer Flußbiegung, die Stadt! Zur Innenstadt ging's durch einen Tunnel (Keuch! Hust!), in dem Fahrradfahren "leider" verboten war. Nach viel Fragerei fanden wir sogar die Post, wo man uns gerne mit so vielen ÖSchi's bediente, wie wir nur haben wollten. Wir fanden aber auch das Industriegebiet, (Hust! Keuch!) aber dort nicht mehr heraus. Schließlich landeten wir in einer Sackgasse, an deren Ende Andi über einem Bahngleis auf einem Flugplatz bezüglich des Weges Hilfe zu finden gedachte. Diese Hilfe schilderte uns auf Österreichisch (Nix verstehen - wir Deutsch.) den Weg raus, ..., den wir nicht fanden. Dafür fanden wir neben einer Ölraffinerie und viel Chemiegestank eine Bäckerei, die diesem Gestank in nichts nachstand (Wie war das - Linzer Torte? Urgh!) Das langte. Ab auf die Bundesstraße gen Osten und raus aus dem Kaff. Im Halbdunkel mußten wir noch über eine stark befahrene Brücke. Die Chemie muß uns arg zugesetzt haben, denn wir sangen folgende schwer verständliche Zeilen:

|: Wir sind in Linz, Linz, Linz in der Pfalz, uns steht die Chemie immer bis zum Hals :|

oder auch

|: Wir sind in Linz, Linz, Linz an der Donau, uns steht die Chemie immer bis zum Hals :|

Wenig außerhalb von Linz, wo die Chemie noch richtig schön zu riechen war und lauter Schiffswracks vor sich hin rosteten, saßen massenweise Angler und freuten sich an der Natur. (Ganz im Ernst, es waren zwar Österreicher, aber sie sahen schon etwas mutiert aus.) Auf dem Donaudamm hatte es schöne Fliegen in weniger schönen Anzahlen. Dirk mußte die Sonnenbrille aufsetzen, um keine ins Auge zu bekommen, wobei das nichts ausmachte, denn die Sonnenbrille behinderte seine Sicht in ähnlichem Maße. (!) Später erreichten wir Abwinden, wo wir uns zuerst rundherum erkundigten, wo wir denn campen könnten. Doch der eine Bauer schlief schon, der andere unauffindbar, also entschlossen wir uns, ein paar hundert Meter außerhalb bei einer Weggabelung unter drei Apfelbäumen (Bild 12) unser Zelt aufzuschlagen. Wir hatten Mühe, in der Dunkelheit, das Zelt zum Stehen zu bringen, aber es hat funktioniert. Überglücklich machten wir uns über die gefüllten Paprika aus der Dose her. Weil wir nochmal telefonieren wollten, fuhren wir zurück ins Dorf, doch oh Wunder, keine Telefonzelle weit und breit. Ein Gastwirt verriet uns gegen den Kauf von drei Noggern, wo sich das nächste Telefonhäuschen befände, nämlich am Bahnhof. Tatsache, das Ding stand wirklich da. Aber selbst durch massive Geldspenden, die teilweise für immer verschwanden, obwohl wir körperliche Gewalt androhten, zum Aufbauen einer beiderseitigen Verbindung bewegen ließ (Wir hörten unsere Eltern, sie uns aber nicht.) Wir bewegten uns also zum "Boostamd", aber die dortige Telefonzelle schien auch schon eine ordentliche Abneigung gegen Gespräche nach Deutschland zu haben. Einzig die 5 km entfernte Zelle mitten in der Stadtmitte fand sich bereit, uns weiterzuhelfen. Todmüde fielen wir nach der Rückfahrt auf die Isomatten. Doch es sollte keine lange Nacht werden...

Tag 7: 30.07.1994 Abwinden - Joching "Östleich"

Tagesstrecke123 km
Gesamtkilometer860 km
Abfahrtszeit11:15 Uhr
Ankunftszeit19:15 Uhr
Fahrzeit8:00 h

Ereignisse

"Hey Scheiße! Da brennt was!" - Mit diesen von Andi gekreischten Worten begann der Tag - Tatsache. Da brannte was. Andi war von den Sirenen aller umliegenden Dörfer geweckt worden, und der Brandort lag gar nicht so weit weg: die Flammen schlugen von einem vielleicht knapp einen Kilometer entfernten Haus hoch in den Himmel. Stark beunruhigt schliefen wir weiter, und sieh' mal einer an, wir wachten ungetoastet wieder auf. Nach dem Zusammenräumen fuhren wir nach St. Georgen, um dort zu frühstücken und unsere Vorräte für das Wochenende aufzufrischen. Danach fuhren wir zurück zum altbekannten Bahnhof, um uns unseres Darminhaltes zu entledigen (zu scheißen, auf deutsch gesagt.) Die Fahrt ging danach ohne weitere Pausen gut voran. Der gut ausgebaute Donaudamm führte ewig weit entlang der Donau. Auf unserem Weg lagen viele Donaukraftwerke, deren Erbauer immer freundlich an die Radfahrer dachten und zum Kraftwerk eine Wasserzapfstelle und ab und zu auch ein paar Bänke dazustellten. Am Eingang zur Wachau, die landschaftlich zwar sehr schön ist, aber doch sehr bergig, stellte sich uns ein Berg in den Weg. Dieser Berg fing harmlos mit enigen Prozent Steigung bei Spitz an, wurde dann aber so steil, daß wir schieben mußten. Wir hatten uns vorgenommen, an diesem Tag bis Joching weiterfahren, und diesen Plan setzten wir, obwohl wir eigentlich total fertig waren, in die Tat um. In Joching schauten wir uns zuerst entlang des Donauufers, dann oberhalb an den Weinbergen um, naja, nix zu machen. Entweder war Campen verboten, oder es war zu steil, oder ein Paar Bäume oder Sträucher waren uns bereits zuvorgekommen. Wir fuhren weiter und weiter, bis wir endlich von einer Familie mit vielen Kindern darauf aufmerksam gemacht wurden, daß es ein paar Meter weiter am Ufer einen Parkplatz gebe, auf dem wir campen könnten. Wir trafen ein paar Kölner Wohnmobil-Freaks, die auch dort geparkt hatten. Dirk und Klöcki gingen zum Telefon, Andi baute das Zelt auf. (Bild 13) Nach dem Essen (Bohnensuppe + Honigmelone) fielen wir auch schon wieder in die Schlafsäcke.

Tag 8: 31.07.1994 Joching - Wien "Der Computer und das Frühstück"

Tagesstrecke102 km
Gesamtkilometer962 km
Abfahrtszeit12:00 Uhr
Ankunftszeit20:00 Uhr
Fahrzeit8:00 h

Ereignisse

Morgens wachten wir um circa halb zehn Uhr auf. Wir bauten das Zelt ab und fuhren ein ganzes Stück bis Krems. Auf der Suche nach einem Frühstück besichtigten wir einen Handwerkermarkt. Endlich jedoch fanden wir ein offenes Café, in dem wir uns gleich drei Plätze reservierten. Wir bestellten Frühstück, der Computer bestellte es wieder ab, weil seit 5 Minuten das Programm keine Morgenkarte mehr annahm. (Fluch!) Aus Toasts, Milchshakes und ähnlichem bastelten wir uns dennoch ein Frühstück, und der Kellner hatte ein Einsehen mit uns und füllte sogar noch die Trinkflaschen auf. Dirk und Andi konnten sich ein paar Lose nicht verkneifen, und Dirk gewann Milllionenrad, eine Spielshow im Öschi-Fernsehen. Er hätte daran teilnehmen können, wenn man ihn gezogen hätte. Danach nahmen wir wieder den üblichen Donaudamm unter die Räder. Ab und zu genehmigten wir uns Erfrischungen. Gegen Abend erfrischte uns dann ein satter Gegenwind, doch wir erreichten Wien ohne große weitere Probleme. Am Stadteingang war das Ziel unserer Reise, Budapest, bereits zum ersten Mal ausgeschildert. Wir machten ein Foto von uns und dem Ortsschild (Bild 14) und fuhren 10 km bis zu einer Donauinsel, die wir entlangfuhren. Auf besagter Insel sprangen ein paar Typen von Skischanzen mit Skiern unter den Füßen in die Donau. Seltsamerweise ist keiner abgesoffen. Ein Stückchen weiter dann fand sich schon unser Campingplatz. Wir meldeten uns an und wurden sofort mit Stadtplänen, Werbung, Busfahrplänen und anderem Propagandamaterial für den Wientourismus vollgestopft. Höchst beeindruckt schlugen wir unser Zelt auf, aßen und duschten. Unser Zelt war das größte auf dem ganzen Zeltplatz (Bild 15). Abends, gegen halb elf, wollte Klöcki noch unbedingt an den auf der Karte ersichtlich nahen Prater. Wir liefen zu Fuß die ganze Donauinsel zurück und bis in die Innenstadt, durch dustere Parks, über laute Brücken, mit einem Wort: grausig. Und als wir um 0.15 Uhr dort ankamen: Nix war mehr los he. Deprimiert verwöhnten wir uns mit Popcorn und Cola, die wir kurz vor Budenschluß noch bekamen und machten uns auf den Heimweg. Jaja. Als wir schliefen, war es kurz nach zwei. Na denn gute Nacht.

Tag 9: 01.08.1994 Wien - Dunakiliti "Grüne Grenze"

Tagesstrecke95 km
Gesamtkilometer1057 km
Abfahrtszeit12:15 Uhr
Ankunftszeit20:30 Uhr
Fahrzeit8:15 h

Ereignisse

War das eine Nacht! Puh. Wir kauften uns auf dem Campingplatz Frühstück und verzehrten es im o.g. Park. Bienen zeigten für unser Frühstück ebenfalls reges Interesse. Klöcki fühlte sich bemüßigt, danach aufs Klo zu gehen, dieses Klo jedoch gestaltete sich als ein Betonhäuschen mit einem Zimmer und einem Loch im Boden, das zwar vergittert war, aber immerhin erahnen ließ, wofür es bestimmt war. Zum Hinsetzen fand sich keine Gelegenheit. Mit vielen Tempotüchern und ein bißchen Phantasie regelte sich die anrüchige Angelegenheit dann doch. Weiter ging die Fahrt am Strand der Donau entlang, wo wir einigen Badenden begegneten. Deren Bekleidungsmangel erklärte uns eine sorglos auf den Teer gepinselte Botschaft: "F.K.K.". Irgendwie peinlich, aber ausziehen wollten wir uns dann doch nicht. Bevor wir dann jedoch durchs Industriegebiet auf den Hubertusdamm gelangten (Bild 16), verfuhren wir uns noch einmal kräftig, denn anscheinend war kurz vor unseren Füßen das Kai zuende. Der Hubertusdamm streckte sich auf 40 Kilometern Länge, mit wenig Abwechslung wie z.B. ein Getränkeautomat, der billiger war als alle anderen. An diesem Automaten trafen wir eine Familie, die schon von Stuttgart bis hierher gefahren war, nur leider innerhalb von drei Jahren, jedes Jahr ein bißchen, und jeden Tag 60 Kilometern. Kurz vor Hainburg auf einer DONAUBRÜCKE feierten wir direkt über unserem Fluß die 1000-km-Grenze. Auf dem Teer stand wenig später ebenfalls, zur Feier des Tages, in großen Lettern "1 0 0 0". In Hainburg dann feierten wir an einem Brunnen mit ein paar Leuten unsere Kilometer und tranken aus ebendiesem viel, viel Wasser. Im Ort selber versorgten wir uns zuerst mit Lebensmitteln, dann begann die Suche nach der Post (-Bank). Wir wollten für Ungarn schon einige Forint in der Tasche haben. Doch die Post hatte wie in Aschach gerade schon zu. Ebenso bei Sparkasse, Volksbank und Commerzbank. Nur die Raiffeisenbank, die wir als letztes sahen, nachdem wir eine halbe Stunde davor gesessen und um das Geld gebangt hatten. Wir tauschten unsere verbliebene Barschaft in die ungarische Währung um und machten uns auf die Socken Richtung Bratislava. Wir überquerten ohne Probleme die slowakische Grenze. Der Zöllner konnte sich nicht verkneifen, beim Anblick von Dirks Ausweis schmunzelnd zu bemerken: "Schönes Kind." Auf der anderen Seite erschreckte uns der hemmungslose Verkehr, da wir keinen Radweg sahen. Doch Gott sei Dank erblickten wir auf der anderen Seite der Autobahn einen solchen. Wir folgten ihm durch Bratislava und wunderten uns, daß alle 500 m eine Panzersperre aufgestellt war, die uns am Vorankommen hinderte. Wir folgten also dem frisch geteerten Weg immer weiter entlang der Donau, bis dieser mit einem Schlag zu Ende war. Wir fuhren auf einer schlecht geteerten Landstraße weiter. Doch auch die endete, und wir erfuhren, daß wir in einer Kiesgrube gelandet waren. Die Arbeiter erklärten uns, wo Ungarn ungefähr sei, und wir hielten uns an Ihre Anweisungen. Auf einem total verwachsenen Feldweg dann: ein Schlagbaum, den wir erreichten, nachdem wir einige achtlos hingeworfene Betonblocks überquert hatten. Mitten aus dem Maisfeld kam sofort gestikulierend ein rauchender Zöllner und verriet uns, daß dies die ungarische Grenze sei. Mit seinem Schlagstock bewegte er uns dazu, unsere Pässe herauszugeben. Er holte seinen Vorgesetzten, und der befahl uns, die Grenze gefälligst woanders zu überqueren. Nun fuhren wir mitten durchs Maisfeld immer geradeaus, bis wir auf einen Ort stießen, wo uns ein Mann mit seinem Autoschlüssel den Weg zur Grenze auf den Boden malte, dem wir problemlos folgen konnten. Die ungarische Grenze passierten wir wider Erwarten auch mit Dirks Ausweis ohne große Probleme. (Bild 17) Dann fragten wir uns, wie weit wir an dem Tag noch kommen könnten, denn es war bereits fast dunkel und Ungarn war uns noch nicht besonders geheuer. Der nächste Campingplatz jedoch war laut Karte erst nach 57 km. Wir fuhren trotzdem munter drauf los, und oh Wunder, wir fanden 20 km weiter einen kleinen Campingplatz, direkt neben einem herrschaftlichen Restaurant. Dort schlugen wir unser Zelt auf, aßen zu Abend. Der Platzwart kassierte von uns für das Zelt und 3 Personen umgerechnet 10 DM, die wir in Österreich allein für eine Person bezahlten. Ebenso wunderbar billig war die Cola im angrenzenden Restaurant, lediglich das Telefonieren war genauso teuer wie in Deutschland. Die Duschen auf dem Campingplatz, die wir danach benutzten, bestanden aus einem Bretterverschlag mit Wasseranschluß und einem bißchen elektrischen Licht. Um 23.00 Uhr legten wir uns in die Kojen und witzelten noch über die ungarische Währung, z.B. "Was macht ein 20-Filler-Stück, wenn man's hochwirft?" - "Es verpufft." Unter allgemeinem Gelächter verfielen wir in süße Träume.

Tag 10: 02.08.1994 Dunakiliti - Tata "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen"

Tagesstrecke124 km
Gesamtkilometer1181 km
Abfahrtszeit10:00 Uhr
Ankunftszeit19:30 Uhr
Fahrzeit9:30 h

Ereignisse

Wir standen um ca. 9 Uhr auf und packten schnell zusammen, um den Campingplatz zu verlassen. Wir fuhren bis Moson-Magyaróvár, wo wir uns in einem verlotterten Supermarkt pinkelwarme Cola und einiges zu essen kauften. Auch ein paar Säfte aus österreichischer Produktion sollten uns noch begleiten. Nun mußten wir aber dringend zu einer Bank, um uns neue Forint zu beschaffen. Diese fanden wir mit einigem Fragen. Klöcki wartete draußen bei den Rädern, während die anderen beiden hineingingen. Dort wurde er von zwei Schwätzern vollgeschwallt, die ihn offensichtlich zu irgendeinem Zweck in ein Gespräch verwickeln wollten. Er bekam es ganz schön mit der Angst zu tun, tat aber so, als ob er nichts ahne oder sehe. Endlich kamen die anderen beiden zurück, und Andi wurde das Opfer des Redeschwalls. Unsere Postsparbücher hatten wir alle um 6900 Forint oder 100 Mark erleichtert. Wir setzten uns auf eine Parkbank und frühstückten. Der Kaba aus der Plastiktüte war ganz in Ordnung, aber die Brötchen waren schlicht ungenießbar. Gegen vier Uhr erreichten wir Györ, wo wir uns in einem netteren Supermarkt Joghurt, Süßigkeiten und kalte Cola bzw. kalten "MOUNTAIN DEW", der ähnlich wie Sprite schmeckt, nur die dumme Eigenschaft hat, daß, trinkt man zuviel, man ihn schnell leid ist. Gestärkt setzten wir die Tour stadteinwärts fort, um uns einmal wieder schön zu verfahren. Aber auch dort fanden wir hinaus und fuhren, weil wir sahen, daß es bis Tata noch weit war, am Limit. In Kocs, das liegt nahe bei Tsz, stärkten wir uns jeder mit Dextro-Energeen, einem Drittel Müsliriegel und einem Stück Apfel, weil wir völlig ausgepowert waren. Die letzten 12 Kilometer bis Tata wurden zur Tortur, und auch der Campingplatz in Tata war nicht einfach zu finden. Kurz davor trafen wir eine Neuseeländerin, mit der wir uns prima unterhielten (Deutsch und Englisch!). Der Campingplatz selber war zwar recht teuer, aber dafür auch mit jedem Luxus, den man sich denken kann, z.B. Minigolfanlage, drei Schwimmbäder, Restaurants, eigenem Supermarkt usw. usw. usw. . Wir bauten unser Zelt nach langer Platzsuche irgendwo auf (Bild 18) und gingen viele leckere Käse-Ketchup-Toasts essen. Danach nahmen wir noch ein Bad und verabschiedeten uns ins Zelt. Gut's Nächtle.

Tag 11: 03.08.1994 Tata - Budapest "Ungarn, so weit das Auge reicht!"

Tagesstrecke123 km
Gesamtkilometer1304 km
Abfahrtszeit11:45 Uhr
Ankunftszeit21:00 Uhr
Fahrzeit9:15 h

Ereignisse

Nach dem Aufstehen kauften wir im Campingplatz-Supermarkt ein und futterten das Eingekaufte noch vor dem Zelt, u.a. eine fürterlich gezuckerte Limo (Urgh!). Wir gingen alle nacheinander aufs Klo und duschten danach noch. Ab ging's Richtung Budapest. Doch da kamen wir auch schon an einen Berg, den wir unter großem Schwitzen in knallender Mittagssonne überquerten. Oben angekommen, hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die Donau. Dann sausten wir über die Schlaglochpiste abwärts. Im nächsten Dorf plünderten wir den Getränkeladen und genehmigten uns eine kleine Pause. Auf der Landstraße wollten wir noch am selben Tag bis Budapest kommen. Andi schien etwas dagegen zu haben, denn er merkte etwas später, daß er seine Handschuhe vergessen hatte. Wir kamen ca. um fünf in Esztergom, wo wir uns erneut erfrischten, ein paar Loser-Lose kauften und uns von einem deutschen Radler-Ehepaar vollquatschen ließen, wie man denn radzufahren habe. Hier überlegten wir uns, ob wir die hügelige Abkürzung über die Landstraße oder lieber entlang der Donau flach wie immer weiterfahren wollten. Wir entschieden uns für die Donau. Wir blieben auf der rechten Donauseite und fuhren immer der Landstraße nach. Mit einem Mal fing es an, zu regnen, es hörte jedoch bald darauf wieder auf, also fuhren wir weiter bis Szentendre, bis wohin uns zwei Rennradler in unserem Windschatten folgten. Ein letztes Mal aßen wir in einem "Restaurant". Wir bestellten. Doch oh Schreck, "Gulaschisaus." - "Dann nehmen wir halt ...." - "Isdauchaus." - ... ... ... So ging das, bis wir uns mit einem Gulasch, einem Fertiggericht und ein paar Salaten zufrieden gaben. Und ein paar Kilometer weiter dann das ersehnte Ziel: Budapest. Das Ortsschild-Foto war eines der wichtigsten Bilder von unserer Tour (Bild 19). Nun suchten wir im Dunkeln einen der vielen Campingplätze in Budapest. Wir fragten ein Ehepaar im Auto nach dem Weg. Den Campingplatz fanden wir daraufhin schnell. Auf einem Kiesboden schlugen wir unser Zelt auf. Ein am Ortseingang gesehenes McDo-Restaurant zog dann unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich, und euphorisch marschierten wir die "paar Kilometer". Das Restaurant war bis 2 Uhr nachts geöffnet, nur leider wurden um 11 Uhr die Kassen innen dichtgemacht und wir mußten uns in die Autoschlange im McDrive einreihen (Stink! Hust! Keuch!) Nach 10 Minuten wurden wir im Schnellrestaurant bedient... Unser Menü vertilgten wir auf den Stühlen draußen, dann liefen wir zurück. Klöcki wollte daheim anrufen, verzweifelte aber an einer Telefonzelle, die partout seine Münzen haben wollte, aber deswegen noch lange kein Gespräch zustande brachte oder wenigstens die mühsam zusammengebrachten Münzen zurückgab, denn wechseln wollte und konnte keiner. Klöcki hätte beinahe die Zelle abgerissen, wenn die anderen beiden ihn nicht davon abgehalten hätten. Wir stritten. Klöcki drohte mit der Heimfahrt, außerdem war unklar, ob wir noch an den Plattensee wollten oder eben dieses nicht. Unzufrieden schliefen wir ein.

Tag 12: 04.08.1994 Budapest - Balatonszemes "Der Weg ist das Ziel"

Tagesstrecke5 km
Gesamtkilometer1322 km
Abfahrtszeit11:30 Uhr
Ankunftszeit18:30 Uhr
Fahrzeit6:30 h

Ereignisse

Um 10.00 Uhr standen wir auf und nahmen im Schwimmbad gegenüber ein kaltes Bad, das den Stunk von der vorhergehenden Nacht vergessen ließ, und aßen an einer Bude wieder einmal eine Käse-Ketchup-Stange zum Frühstück. Dann rief Klöcki nach dem gestrigen mißlungenen Versuch daheim an, und seine Mutter erinnerte ihn daran, daß er erst morgen Geburtstag habe. Wieder ein wenig frustriert kaufte er sich dann für zukünftige Gespräche eine Telefonkarte. Wir machten uns zum Bahnhof auf die Socken. Ein Blick auf die Karte verriet uns, daß es theoretisch gar nicht mehr schwierig sei. Aber denkste. Wir verfuhren uns immer und immer wieder in den Wohngegenden. An einer Geschäftsstraße rannten uns braungebrannte Typen hinterher, um uns für teure DMs, wie wir später erfuhren, vermutlich massenweise falsche Forint andrehen zu lassen. Schließlich erreichten wir die Innenstadt, die alles andere als radlerfreundlich war. Nun überlegten wir, welche der 100.000 Brücken (Bild 20, 21) wir zu nehmen hätten, damit wir auf dem direkten Weg zum Bahnhof gelangten. Selbstverständlich fanden wir auf Anhieb die richtige Brücke, aber um die zu erreichen, mußten wir leider eine "Autobahn" (5spurig!) überqueren. Aber alle diese Hindernisse waren für uns kein Grund, nicht nach drei Stunden und 5 zurückgelegten Kilometern den Bahnhof Budapest Keletipu zu erreichen. Dort stellten wir unsere Räder in eine Ecke und genehmigten uns an einem Kiosk Brötchen und massenweise Trinkbares. Dann gingen Andi und Klöcki in ein "Reisebüro", wo man sie darauf aufmerksam machte, daß es Inlandsfahrkarten woanders gibt. Wo, fanden wir ziemlich bald heraus. Um uns schnell verständlich zeichneten wir drei Räder und drei Männchen auf und unser Ziel schrieben wir darunter. Oh Wunder, 5 Minuten später hatten wir unsere Karten! Währenddessen hat Andi mit dem in Deggendorf gekauften Speichenschlüssel an seinem Rad rumgemurxt und uns die erste Panne auf der ganzen Tour beschert... Danke, Andi!!! Da Andi leider dann noch das Ventil ausriß, baute er einen 28' Schlauch in sein 26' Zoll-Rad ein. Auch das war kein Problem. Dann kam auch schon bald unser Zug. Wir brauchten einige Zeit, um dem Bahnpersonal verständlich zu machen, wem diese Räder gehörten und wohin sie sollten. Aber auch das, wie immer, kein Problem. Wir setzten uns ins Abteil, und Dirk wartete dort, während der Rest Brötchen, Limo und einen Taschenrechner(!) kauften. Schließlich waren wir alle am Rollen, mit uns im Abteil saßen ein Ungar und ein Deutscher. Ein letzter Blick auf die Donau (bäh!) und ab ging's. Unterwegs unterhielten wir uns mit dem Deutschen über Ungarn (wo er momentan lebe und arbeite), Gott, Singen (Htwl.) (wo er hinziehen wolle, vielleicht...) und die Welt. Gegen fünf waren wir dann im ersehnten Balatonszemes und wir bekamen wider Erwarten unsere Räder, kein Problem. (Bild 22) Wir radelten ein wenig herum, immer auf der Suche nach dem Campingplatz bei den Blockhütten. Auf dem Weg durch das Dorf machten wir viele Lokale (und Mädchen) aus, die wir später besuchen wollten... Wir fragten nach dem Weg und fanden ohne Problem 5km vom Dorf entfernt den Campingplatz. (Bild 23) Wir schlugen zum letzten Mal unser Zelt auf (Bild 24) und gingen geschlaucht zum Essen in das vordere Restaurant des Campingplatzes. Dort wurden wir von einem Schleimi mit einem lauten Synthesizer vollgenudelt, während wir unsere delikaten Fertiggerichte vertilgten. Dann gingen wir noch ein wenig zum See und setzen uns ans Ufer, wo Andi das Tagebuch (ohne das wir diesen ganzen Text auch so zusammenbrachten!!!) und den Taschenrechner, der uns so lieb und billig geworden war, vergessen sollte, und schauten uns die Sterne an. Good night everyone.

05.08.-12.08.1994 Die schöne Zeit...

Ereignisse

In dieser Zeit verköstigten wir uns am Morgen, bzw. am Mittag, da wir meist so lange schliefen. Es gab: Lätschibrötchen, Chemiedonuts, und Ekelberliner, anfangs Igitigatlightmarmelatschka, später richtig gute Marmelade, Honig und immer süßes Zeug zu trinken, für Klöcki auch mal Snacks mit Pfuiteufelkakao. Diese hochwertigen Lebensmittel erstanden wir in einem Julius-Meinl-Laden umittelbar vor dem Campingplatz, davor hatte es auch noch einen Obststand. Im besagten Laden hatte man eine Tussi mit einer ziemlich bescheuert anmutenden Brille zur Kassiererin berufen (vermutlich war sie zu nichts anderem fähig), die es ausgezeichnet verstand, einem auf ungarisch klarzumachen, warum sie die vielen Scheine heute nicht nehmen könne. Sie wußte sogar, was ein Portemonaie ist. Zumindest, daß da das Geld drin ist, denn ein sicherer Griff dorthin verriet ihr, daß da doch noch ein wenig Kleingeld zu holen war. Ein einziges Mal gönnten sich Andi und Dirk zum Frühstück auch mal eine Pizza, Klöcki blieb bei Knäckebrot und Mamalada. Was von all diesen leckeren Fressalien nicht mehr gebraucht wurde, schüttete Klöcki in seine selbstgegrabene Chemiegrube. Am Abfahrtstag stank sie fürchterlichst. Nachmittags gab's meist nichts, außer vielleicht ein paar Kekse. Unsere Zeit verbrachten wir meist im Plattensee. (Platt, flach, aber dafür wenigstens dreckig...) Nachdem wir am ersten Tage unseres Aufenthalts darauf gekommen waren, den See durch Löchergraben zu vertiefen, aber merkten, daß das wenig brachte, beschränkten wir uns fürderhin auf FrischBee-,Ball-, Isomatten- und Filler(Münznixwert)-Spiele. Manchmal lagen wir auch einfach nur so auf unseren Isomatten und genossen einfach das schöne Wetter. Einmal fand Dirk einen Löffel und einen Häring, der noch bis zum Hals im Sand des Platzes steckte, was lädt mehr zum Buddeln ein? Nachdem der Häring ausgegraben war, wußten wir nicht, was anfangen mit dem Loch. Also gruben wir einfach einmal weiter. Klöcki stellte dann eine Coladose hinein, und Dirk eine von seinen Mountain Dew-Büchsen. Ein eigens angepaßter Ziegel deckte das ganze sachgerecht zu, und siehe da, das Loch hatte seine Verwendung: als Kühlschrank. Eines Tages lernten wir im Wasser vier Mädchen kennen, eine häßlicher als die andere. Wir wußten nicht, daß wir mit ihnen noch viel Spaß haben sollten. (Merke: 4 Mädchen *1,2 Wochen > unsere Geduldsfäden) Außerdem standen im Campingrestaurant vier Billardtische, die wir ausgiebig nutzten, wenn diese denn gerade nicht belegt waren oder eines (ganz zu schweigen von mehreren) der o.g. Mädchen (aufgrund ihres fortgeschrittenen und sehr reifen Alters auch "Kindis" genannt) anwesend war(en). Einen Nachmittag verbrachte Andi auch damit, sich in einem 35 km entfernten Dorf, dem nächsten verfügbaren internationalen Ticketschalter, nach einem Fahrschein nach Singen(Htwl.) zu erkundigen, bzw. den Kosten eines solchen. Er fand einen Preis heraus, der sich später als viel zu hoch erweisen sollte und uns viele Forint zum Mit-nach-Hause-Schmuggeln bescherte. Diese Forint und noch viele Tausend andere (Bild 28) besorgten wir uns im anderen Dorf, genannt "Ballatonlelle", auf dem Postamt, das zur großen Freude unserer Spieler auch Rubbellose führte. Einen 50-Forint-Schein haben wir auch verbrannt (Bild 29), um uns auch mal wie Millionäre zu fühlen... denn den Hintern haben wir uns aber auch mit Klopapier abgewischt.

Doch die Pflicht rief, bzw. stank mit der Zeit immer stärker, so daß wir uns gezwungen sahen, unsere Wäschebeutel auszuleeren und den bis zur Unkenntlichkeit veränderten und teilweise nach frischem Essig duftenden Inhalt einer gründlichen Katzenwäsche zu unterziehen. (Bild 26) Um unsere Wäsche aufzuhängen, bauten wir neben einer vorhandenen noch drei weitere Wäscheleinen, von denen Klöcki ein Excess-Tee-Shirt geklaut wurde. (Grrr. Wenn ich den erwische.) Wir ließen die Wäsche noch ein wenig länger auf der Leine als nötig, und siehe da, sie wurde wieder naß. Es mußte geregnet haben. Komisch. Aber ansonsten war das Wetter zumindest am Anfang unseres Urlaubes dort immer absolut in Ordnung gewesen. Wie in Ordnung, und was eine Radlerhose am Bräunungsverhalten der menschlichen Haut ändert, zeigt uns das pädagogisch wertvolle Bild 25. Am Abend ging's dann immer in ein Restaurant, in dem man für etwa 10 DM ein ganzes Essen mit Getränk und Nachtisch bekam (Jaja, der Forint ist halt noch was wert!) Wir frequentierten das vordere Campingrestaurant, die Camping-Pizza-Stube und fast jedes Restaurant im Dorf. Im besagten vorderen Restaurant schien man besonders um unsere Gesundheit bemüht, denn als Klöcki eines Abends Grillplatte mit Nockerln bestellte, hatte die Servierdüse einen recht eindeutigen Kommentar auf den Lippen: "BÄÄÄÄÄH!"... Die Bestellung wurde geändert, aber wir konnten es uns nicht verkneifen, später noch einmal nur Nockerln zu bestellen, es wußte nämlich keiner, was das war. Für alle, die es auch nicht wissen: es sind schwammige, weiße, schlabberige Teigwaren von undefinierbarer Art. Beinahe jeden Abend fuhren wir ins fünf Kilometer entfernte Balatonszemes, um uns dort an der vorhandenen Unterhaltungsinfrastruktur zu erfreuen. Diese bestand zum größten Teil aus einer Spielhölle, einem Zuckerwatteverkäufer und einem Kinder-Rummelplatz, auf dem Weg zu dem ein schöner, tiefer und gut getarnter Graben lag, dessen Existenz Klöcki in seiner großartigen Rede ganz gefangen, zu einem zirkusreifen Sturz nutzte. Kommentar: "Wer hat den Graben da hingestellt?" - Selbstredend ernst gemeint. In der Spielhölle gab es neben ein paar BILLIGEN Geldspielautomaten, in denen Dirk und Andi ihr TEURES Geld ließen (wobei: Dirk hat beinahe alles wieder zurückgewonnen...), noch zwei Airhockeys (Bild 27), die wir ebenfalls gerne benutzten. (Anm. d. Red. 27.4.1996: Fortsetzung der Geschichte in Rheinradtour, Band 1, S. 366) Ein Autorennsimulator hatte es Klöcki besonders angetan. Eines Tages erspähte Dirk eine Gruppe von der selben Art wie die, die wir "Kindis" nannten ... nur eben ... um Klassen besser ... weitere Beschreibung erübrigt sich JJJ ... Halt, eine Sache müssen wir noch erzählen: Dirk hatte sich insbesondere in eine von diesen Deutschen verguckt (1,5 m, 90-60-90, wuschelige Haare => "Wuschelkopf"). Ins Gespräch gekommen sind wir nie, keiner von uns. Peinlich. Nach ein paar Stunden Spielspaß dort kehrten wir meist gegen zwölf zum Zeltplatz zurück. Am Zeltplatz angekommen, wuschen wir uns alle nacheinander und gingen üblicherweise auch noch alle auf die Toilette... nach dem guten Essen.

Danach gaben wir uns, je nach Batterieladung den Genuß von Danuvius-Radio oder Juventus-Radio oder, wenn die Batterien noch richtig gut waren, auch mal einer Kassette hin. Dirk hatte eine wunderbare solche voll Tekkkkkkkkno-Hittts von vor zehn Jahren (oder zumindest hörten sie sich so an.) Eines stach besonders durch seinen wertvollen Text hervor: "LOKOMOTIVE. TUUUT. TUUUT." Eguetsnächtledennallebeisemme. In einer Nacht jedoch mußte Klöcki in ziemlich raschen Schritten aus dem Zelt eilen, weil er nicht die Bude vollkotzen wollte. Wir faßten wilde Vermutung zwischen Bazillen und Balaton, Krach der Kindis und dem ferdorbenen Frühstück, aber es half nichts. Klöcki konnte einige Tage lang nur Knäckebrot zu sich nehmen und ansonsten leise stöhnen und das Leben genießen. Auf gut deutsch: er war einen Tag lang krank, doch zum Glück wurde er rechtzeitig zur Abreise wieder gesund. In einer anderen Nacht drohte das Zelt durch die herunterstürzenden Wassermassen zusammenzubrechen. Das hat es aber nicht getan (An dieser Stelle gilt unser Dank dem Wettergott und dem Zeltkonstrukteur), wenngleich wir das Vorzelt lieber abgebaut haben, um Schlimmeres zu verhindern.

13.08-14.08.1994 Balatonszemes - Singen "Streß"

Tagesstrecke1322 km
Gesamtkilometer2644 km
Abfahrtszeit8:00 Uhr
Ankunftszeit12:00 Uhr
Fahrzeit28:00 h

Ereignisse

Um 7 Uhr klingelten zum ersten Mal der Wecker und siehe da, es regnete. In aller Eile wuschen wir uns, während Andi dankenswerterweise das Zelt abbaute, das sich in der Zeit in ein einziges Dreckloch verwandelt hatte. Voll bepackt fuhren wir zum Julius-Meinl-Laden, wo wir ein letztes Mal die nette Kassiererin trafen, die uns ausnahmsweise ohne Murren für unser verbliebenes Kleingeld massenweise Berliner und Chemie-Donuts aushändigte (Bah!) Klöcki war und wurde immer noch ein bißchen schlecht. Wir zahlten unsere Campinggebühr von 13.153 Forint (185 DM) und setzten uns in Bewegung. Am Bahnhof klärte uns ein Ex-Zeltnachbar darüber auf, wie wir einem Psychoexperiment auf den Leim gegangen waren: Er hatte uns eines Tages angesprochen, damit wir ihm helfen sollten, sein Rad vom Dach zu kriegen. Haben wir gemacht, und sind dann gegangen: Wir hatten versagt. Andere Leute nämlich, so Psycho-Freak, würden ihn danach nett ansprechen, meistens in südlicheren Ländern. Jaja. Dann kam der Zug, der kein Fahrradabteil aufwies: Schock! In aller Eile drückten wir zwei Fahrräder hinten ins letzte Abteil, und während der Zug bereits anfuhr, schmissen wir das dritte irgendwo in den vorletzten Wagen. Die Fahrt überstanden wir mehr schlecht als recht, wir saßen zusammengekauert auf einem engen Gang und harrten der Dinge, die da auf uns zukamen. Wir lernten, daß die meisten Ungarn es vorzogen, auf der Seite auszusteigen, wo kein Bahnsteig war. Um 12 waren wir endlich wieder in Budapest. Wir verzogen uns wieder in die gleiche Ecke wie am 4. August und probierten fieberhaft, Tickets nach Deutschland zu bekommen. Einer, der hinter uns in der Reihe stand, sprach uns an, und wir erzählten, was wir hier wollten. Nachdem wir ihn vorgelassen hatten, verriet er uns, daß es Auslandstickets woanders billiger gibt. Dort stellten wir uns an die kürzeste Schlange und erwarben Tickets nach Singen Hohentwiel (kein Problem!), obwohl wir nicht nachweisen konnten, wo & wie wir an unser Geld gekommen waren. Unser Zug fuhr um 21.30 in Richtung München. Das nächste Problem war die Fahrradaufgabe. Nach 3 h Suchen und Herumirren im ganzen Bahnhof fanden wir ein Hinterzimmer, wo man gewillt war, unsere Fahrräder anzunehmen. Im festen Glauben, unser Gepäck aufgegeben zu haben, überließen wir es den Angestellten der Gepäckaufbewahrung. Zum Glück fanden wir noch vor der Abfahrt heraus, daß dies nicht der Fall sei, sondern man zur Aufgabe einen Zollstempel brauche. Wir suchten (0,5h) ein Zollamt und fanden eins, das geschlossen war. Sch...

Wir begaben uns auf einen kleinen Stadtbummel (Bild 30), kehrten aber bald zurück, da uns aufging, daß Sonntag war und kein Geschäft offen hatte. Wir gingen noch ins McDo und verdrückten etwas (unsere Getränkebecher) .... (nein , nicht die Becher, den Inhalt!!) Dann kauften wir uns Video-Zocks (Biep Biep Crash Biep Böng Tuut) und zwei Computerhefte und einen Spiegel, mit denen wir uns in der Wartehalle stundenlang vergnügten. Schließlich: der große Moment. Wir holten unser Gepäck und suchten uns Plätze im Liegewagen: Halto, aben Liegekarte? Öh. Die hatten wir nicht, also mußten wir uns beeilen, noch einen Platz im Sitzabteil zu ergattern. Wir fanden sogar noch ein ganz freies Abteil, wo wir unsere Gepäckmassen verstauten. Wir kauften wie auf der Fahrten zum Balaton Brötchen (Bild 31) und Limo. Die Limo war ewig süß und die Brötchen schmeckten nach einem Gemisch aus Scheiße und Hefe. Die Gemütlichkeit hatte ein jähes Ende, als noch view Frauen unser Abteil stürmten. So saßen wir zu acht mit einem Baby im Abteil und warteten ab, daß wir endlich nach München kämen. Klöcki schlief, Andi und Dirk schliefen kaum, aber hörten dafür um so mehr Walkman. Doch auch Klöckis gesunder Schlaf hatte beim ersten BOSGONTROL der ungarischen Grenze ein Ende. Und so sollte man uns die ganze Nacht frisch und munter halten (1x Ungarn, 2x Österreich und 2x Deutschland und so einige Foascheingontrolln in aller Herren Länder). Die Frauen hatten aber, wie sich herausstellte, beim Fahrkartenlösen Fehler gemacht und hätten fast aus dem Zug geworfen werden müssen, wenn wir nicht für sie gedolmetscht hätten. Mit einem Gefühl von "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" erreichten wir endlich wieder deutschen Boden. Sofort hängten alle den Kopf aus dem Fenster und freuten sich auf daheim. Und wenig später: München. Wäldins holten uns am Bahnhof ab, gaben uns ein leckeres Frühstück, entsorgten unseren Proviant und setzten Klöcki und Andi in den Zug Richtung Lindau, wo wir uns erst mal gründlich ausschliefen, dann Spiegel lasen und Walkman hörten. In Lindau studierten wir den Fahrplan und erfuhren, daß bereits in einer halben Stunde ein Zug bis Singen fahren sollte. Wir stellten uns an den Bahnsteig. Klöcki rief noch mal eben daheim an, um die Ankunft anzukündigen. Der Schaffner im Regionalzug machte ganz schön große Augen, als er unsere Tickets aus der Tasche zogen. Knapp eineinhalb Stunden später war es geschafft: die Donauradtour lag hinter uns. Nachdem die Hoffnung von Andreas verflogen war, daß sein Fahrrad schon angekommen sein könnte, fuhr ihn Herr Klöckner nach Hilzingen, wo es ein großes Wiedersehen gab. 2644 Kilometer lagen hinter uns. Am 21. Tag hatte unsere Radtour zu einem schönen gefunden, erschöpft fielen wir in die Arme unserer Eltern...